Sonntag, 3. Februar 2013

Pogromstimmung?

In einem Interview mit der Tageszeitung "Die Welt", spricht der Präfekt der römischen Glaubenskongregation Erzbischof Gerhard Ludwig Müller von einer wachsenden, künstlich erzeugten Wut gegen die katholische Kirche in den USA und Europa, die gelegentlich an eine Pogromstimmung erinnern würde. Was ist jetzt davon zu halten? Interessant finde ich zunächst einmal die Reaktionen, z.B. von S - L - Schnarrenberger (FDP), unserer Bundesjustizministerin, die Vergleiche mit dem Holocaust geschmacklos findet, wenn es um "unterschiedliche Auffassungen in unserer Gesellschaft zu aktuellen Fragen wie auch der Rolle der Ehe, Familie und eingetragenen Lebenspartnerschaften geht". Meiner Ansicht nach eine Überreaktion der Ministerin, denn zunächst kommt der Begriff Holocaust in dem Interview überhaupt nicht vor, und des weiteren sind die Begriffe "Holocaust" und "Pogrom" nicht deckungsgleich, etwa in dem Sinne, dass der Holocaust ein ins aberwitzige potenziertes Pogrom gewesen ist. Darüber hinaus kam es in der Vergangenheit nicht nur gegenüber der jüdischen Bevölkerung zu Pogromen, sondern auch gegenüber anderen Bevölkerungsgruppen, wie z.B. den Sinti und Roma, oder den Armeniern in der Türkei und in anderen Ländern. Hier handelt es sich um eine Fehlinterpretation Frau Leutheusser - Schnarrenbergers, da es für mich nicht so klingt, als wollte Erzbischof Müller die Situation der Kirche heute, mit jener der Juden im dritten Reich gleichstellen.
Eine weitere Reaktion, diesmal von Claudia Roth, Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, die die These des "Chefideologen des Vatikans" von einer Pogromstimmung gegenüber der katholischen Kirche für "absolut inakzeptabel und gefährlich geschichtsvergessen" hält. Um es vorweg zu nehmen: ich finde die Wortwahl des Erzbischofs auch unglücklich gewählt, habe aber Verständnis für selbige, denn ich weiß wieviel Hass und auch Hetze es gegen die Kirche gibt. Viele Blogs und Kommentarbereiche geben darüber reichlich Aufschluss, so dass man tatsächlich denken könnte, dass manchmal nur noch ein Tropfen fehlt, um das Fass zum Überlaufen zu bringen. Aber was sich virtuell ungehemmt Bahn bricht, muss deswegen noch lange nicht zu einer konkreten Aktion werden. Vom Wohnzimmer aus lässt es sich leichter hassen, und eine Gefahr für Leib und leben durch einen ungebremsten Mob, sehe ich weder in den vereinigten Staaten, noch in Europa.
Wie gesagt, Erzbischof Müllers Wortwahl ist meiner Ansicht nach unglücklich, zeigt aber deutlich in Richtung der immer schwerer werdenden Situation von Christen in aller Welt. Was nun Claudia Roth und ihre Kritik an Erzbischof Müller betrifft, so halte ich sie für reflexhaft und unüberlegt. Ihre Kritik macht deutlich, dass Frau Roth der Kirche am liebsten einen Maulkob umlegen würde, bzw jeden Katholiken "mittelalterliche Ambitionen" unterstellt, der sich zum ganzen katholischen Glauben bekennt. Besonders ärgerlich finde ich, dass sie eine Verbindung mit dem Fall der beiden  Kölner Kliniken in katholischer Trägerschaft herbeikonstruiert, die eine mutmaßlich vergewaltigte Frau abgewiesen haben sollen, demnach findet sie: "Vorfälle wie die eiskalte Abweisung einer vergewaltigten Frau durch eine katholische Klinik nicht erstaunlich". Hier zeigt Frau Roth, für die modern offenbar ein Synonym für gut ist, ihre ganze Ignoranz, wenn sie aus einer offenbar unklar formulierten ethischen Richtlinie, und zwei verunsicherten Ärzten einen Fall eiskalter Ablehnung macht, und damit jede Kritik am Verhalten gegenüber der Kirche für gegenstandslos erklärt, denn: "Wenn die katholische Kirche so auftreten soll, wie es sich Erzbischof Müller wünscht, braucht sie sich über scharfe Kritik in demokratischen Gesellschaften von heute nicht zu wundern". Claudia Roth scheint nicht zu bergreifen, dass Erzbischof Müller nicht sachliche Kritik an der Kirche meint, wenn er von pogromartiger Stimmung gegen die Kirche spricht. Ich habe manchmal den Eindruck, dass diese Frau einfach nicht bereit ist richtig zuzuhören, und zu verstehen, wenn sich ein katholischer Würdenträger zu Wort meldet.

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