Freitag, 8. Februar 2013

Kardinal Meisner und die "Pille danach"

In der FAZ las ich heute folgenden Rundbrief, den Erzbischof Joachim Kardinal Meisner an seine Mitarbeiter im pastoralen Dienst geschrieben hat. Hier spricht er von der Anwendung moraltheologischer Prinzipien auf eine neue Situation, die für ihn darin besteht, dass es unter dem Oberbegriff "Pille danach" jetzt viele Medikamente gäbe, die keine abtreibende Wirkung haben. Offenbar ist Kardinal Meisner viel daran gelegen deutlich zu machen, dass er keineswegs den Boden der katholischen Lehre verlassen hat, dies vielleicht umso mehr, als das er sich scheinbar nicht mit anderen Brüdern im Bischofsamt über diese Frage beraten hat.
Laut einem anderen Artikel in der 'FAZ, nimmt Kardinal Meisner eine mögliche, wenn auch z. Zt. wissenschaftlich unbewiesene, nidationshemmende Wirkung einer "Pille danach" mit dem Wirkstoff Levonorgestrel offenbar in Kauf. Vermutlich weil die nicht ganz und gar auszuschließende, nidationshemmende, und somit abtreibende Nebenwirkung eben nicht die Erwünschte Primärwirkung ist, sondern die nicht beabsichtigte Nebenwirkung einer für notwendig erachteten Vorgehensweise. Entscheidend wäre dann die Absicht, in der dieses Medikament eingenommen wird. Moraltheologisch handelt es sich hier, wenn ich mich nicht sehr irre, um das Prinzip der doppelten Wirkung: Die Vermeidung einer unfreiwilligen Schwangerschaft infolge einer traumatischen Gewalteinwirkung durch Einnahme eines empfängnisverhütenden Mittels, aber unter Inkaufnahme einer möglichen, wenn auf unbewiesenen, abtreibenden Wirkung, die aber nicht von der betroffenen Frau erwünscht sein mag, denn es ist nicht auszuschließen, dass es auch in so einer Situation nicht vielleicht dennoch einen Unterschied für die betroffene Frau macht, ob die Eizelle bereits befruchtet ist oder nicht. Man kann von dem verständlichen Wunsch in so einer Situation eine Befruchtung zu verhindern, nicht einfach auf die Bereitschaft zu einer Abtreibung schließen. Eine Gewissensentscheidung, eine Gradwanderung. Ich kann die Position von Kardinal Meisner nachvollziehen, werde aber das Gefühl nicht los, dass er sich hier auf dünnes Eis begeben hat. Ich bin gespannt, wie es jetzt weitergeht.

6 Kommentare:

  1. Vielen Dank für deinen Kommentar auf meiner Seite. Wie bist du denn auf meinen Blog geraten ?
    Zum Thema deines Posts würde ich gerne was sagen. Mein erstes sexuelles Erlebnis war eine Vergewaltigung. Ich hatte einen Freund, mit dem ich aber Schluß gemacht habe, weil er mich geschlagen hat. Er konnte das nicht akzeptieren und hat mir überall aufgelauert und mich bedroht. Heute würde man das wohl stalken nennen. Als meine Eltern im Urlaub waren kam er und wollte noch einmal mit mir reden und weil er so gebettelt hat, habe ich ihn reingelassen. Daraus folgte eine Vergewaltigung. Ich habe mich so geschämt, dass ich nicht beim Arzt war und mit niemandem darüber gesprochen habe, viele Jahre nicht.

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    1. Die Offenheit mit der Du darüber redest, ist bewundernswert und verstörend zugleich. Manchmal schäme ich mich einfach nur für die Vertreter meiner "Zunft" ich vermag mir nicht einmal ansatzweise vorzustellen, wie schlimm so eine Erfahrung sein muss, auch wenn es Männer gibt, die Opfer sexueller Gewalt werden. Wie ich auf Deine Seite kam? Es gibt einen Blog namens "Frech. Fromm. Frau." Dort fand ich die Seite einer Elisabeth, ich glaube "Elisabeths Welt" - oder so. Und darüber habe ich Dich gefunden. Wie das eben so ist, man hüpft von Link zu Link, bzw von Seite zu Seite. Vielen Dank für Deinen Kommentar - hat mich sehr gefreut!

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  2. Was wäre nun gewesen, wenn ich ein Kind erwartet hätte ? Ein Andenken auf ewig an diese schlimme Nacht. Meine persönliche Erfahrung sagt mir, dass ich es niemals hätte töten können. Dieses kleine Wesen hätte für mich keine Schuld gehabt und es wäre mein Kind gewesen. Allein die Tatsache, dass so werden könnte wie sein Vater und er evt. noch Rechte hätte anmelden können hätte mir Angst gemacht. Es ist sicher ganz wichtig, Frauen denen so etwas passiert, die Scham zu nehmen. Sie sollten getröstet werden und man sollte ihnen die Schuldgefühle nehmen. Sollten sie tatsächlich schwanger sein, kann die Pille danach keine Lösung sein, denn dann würden zu diesen Schuldgefühlen noch die Gefühle einer Tötung dazu kommen. Es wäre sicher nicht leicht ein Kind, dass auf diese Weise entstanden ist zu lieben aber in meinen Augen ist es einen Versuch wert. Wenn es nicht geht, wofür ich das vollste Verständnis habe, ist es doch ein Leben, dass geboren werden sollte, wie jedes Leben kostbar ist !!! Es gibt genügend Möglichkeiten ein Kind vorrübergehend oder auf Dauer, durch eine Adoption in andere Hände zu geben. Die Frauen sollten durch sehr gute, langjährige Betreuung unterstützt werden eine gute Entscheidung für sich selbst und ihr Kind zu treffen, statt sie schnell mit einer Pille nach Hause zu schicken.

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    1. Gut dargestellt, so überzeugend habe ich noch nie jemanden über dieses Thema sprechen hören. Mein Zugang zu diesem Thema ist leider immer sehr "Verkopft". Ich schreibe seit einigen Tagen über das thema Abtreibung, aber ich merke, wie schnell ich da an meine Grenzen komme. Eigentlich übersteigt die ganze Thematik meinen Horizont, da ich mit Begriffen wie "Mensch" und "Person" arbeiten muss, die schon für sich höchst komplex und vielschichtig sind. Abermals vielen dank für Deinen Kommentar - hat mich sehr gefreut.

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  3. Eine Klassenkameradin von mir ist mit 12 Jahren schwanger geworden. Ich weiss gar nicht wie sie überhaupt auf den Gedanken kommen konnte in diesem Alter Sex zu haben. Sie bat mich jedenfalls darum mit ihr zum Arzt zu gehen, weil sie abtreiben wollte. Ich war dann also mit ihr beim Frauenarzt. Sie ist nichtmal untersucht worden. Man hat uns im Zimmer mit den Worten "Mit 12 wird man nicht schwanger!" aus der Praxis gescheucht. Da standen wir dann weinend und ehrlich gesagt war ich total überfordert. Sie ist dann nochmal allein zu einem anderen Arzt gegangen und es ist tätsächlich abgetrieben worden. Unfassbar, wenn ich heute darüber nachdenke. Wir haben nie mehr darüber geredet. Ich habe selbst 3 Kinder verloren, durch Fehlgeburt, eine Totgeburt und eine Eileiterschwangerschaft. Man kann soetwas nicht verwinden. Der Tod des eigenen Kindes ob gewollt oder ungewollt verfolgt die Mutter ein Leben lang. Daher bin ich dafür Mütter nicht zu einem Abbruch zu drängen, egal wie krank das Kind ist oder wie schwierig die Umstände. Jede Mutter, auch die, die abgetrieben haben, holt ein solches Erlebnis irgendwann ein. Es ist von Gott gewollt, dass das Leben heilig ist und die Diskussion darüber, ob eine frühe Schwangerschaft noch ein Zellhaufen oder schon ein Leben ist, ist unsinnig, denn für Gott und die Mutter ist es immer ein Kind.

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  4. Danke für Deine Offenheit, auch wenn sie mich sprachlos macht. Ich bin Deiner Meinung, aber nicht so wie Du aus lebensvoller Erfahrung, die aus eigenem Verlust den Wert des Lebens ganz anders (wenn auch mit Leid) erfahren konnte, sondern irgendwie abstrakter, eher aus einem - wie soll ich es ausdrücken - unbestimmten, noch nicht klar formulierbaren Empfinden heraus. Nicht das Leben selbst hat mich aus bestimmten Erfahrungen heraus in Opposition gehen lassen, zur heutigen Abtreibungspraxis.

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