Sonntag, 9. Oktober 2011

Aus meiner Gemeinde

Wie tief ist der Riss der durch die katholische Kirche in Deutschland geht? Ein Beispiel:  Der Pfarrer in meiner Gemeinde hat vor drei Monaten einen Versuch gestartet, jeden Monat eine Messe in lateinischer Sprache zu feiern und sah sich dadurch heftigen Anfeindungen ausgesetzt. Warum? Weil offenbar viele Katholiken meiner Gemeinde darin einen Schritt sahen, die Kirche wieder ins Mittelalter zurückzuführen. Es geht hierbei nicht um die alte Messe im "usus antiquior" des römischen Ritus, sondern um eine Messe in der Art und Weise, wie sie der Papst im Olympiastadion in Berlin gefeiert hat. Offenbar ist das Lateinische als Messsprache für viele Katholiken Inbegriff des Bösen schlechthin. Die Messe in der Landessprache zu feiern wird als fortschrittliche Errungenschaft gefeiert, hinter die man auf keinen Fall wieder zurückgehen darf. Das ist umso seltsamer, als das die Abschaffung der lateinischen Sprache in der Messe überhaupt nie vorgesehen war. Nach dem zweiten vatikanischen Konzil wurden hier jedoch Tatsachen geschaffen, die weit über die Intentionen der Konzilsväter hinausgingen. Nun bin ich sicher kein Gegner einer Messe in der Landessprache, aber die völlige Abschaffung des Lateinischen in der hl. Messe ist aus meiner Sicht ein Fehler. Es würde der Kirche guttun, wenn sie sich wieder an den Reichtum der liturgischen Tradition erinnern würde, wozu eben auch jene Sprache gehört, die jahrtausendelang in der Messe selbstverständlich war. Das Argument, dass kein Mensch Latein versteht überzeugt mich nicht, denn es gibt sehr gute Übersetzungen und es schadet nicht, wenn man sich auf diese Weise neu mit den liturgischen Texten auseinandersetzt. Vielleicht entdeckt man so aufs Neue ihren Reichtum. Latein ist eine tote Sprache und somit keinem Sprachwandel mehr unterworfen, daher eignet sie sich sehr gut für das Aussprechen von unveränderlichen Wahrheiten und hebt sich in wohltuender Weise von der Alltagssprache ab. Dem Lateinischen ist ein gewisser Vefremdungseffekt zueigen, der deutlich macht, dass hier etwas stattfindet, dass aus der Sphäre des Profanen enthoben ist. Mir ist das sehr wichtig!
Gäbe es auch Messen auf Latein in den katholischen Ortskirchen, wäre das auch ein schönes Zeichen der Einheit der Universalkirche. Nein - es ist kein Fortschritt wenn man die lateinische Sprache ganz außen vor lässt, es scheint mir eher ein Mangel an liturgischem Verständnis zu sein. Hier handelt es sich um einen Bruch mit einer Tradition der eigentlich noch viel tiefer geht.
Seit drei Monaten findet jeden Monat einmal eine Messe auf Latein statt, die von 20 - 30 Menschen regelmäßig besucht wird. Für diesen Monat ist auch eine geplant, aber dies wurde im Mitteilungsblatt meiner Gemeinde nicht erwähnt. Zufall...?

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