Samstag, 5. Oktober 2013

Vielen Dank - einige Anmerkungen unsortiert.

An alle die einen Kommentar hinterlassen haben, richte ich meine herzlichen Grüsse und möchte nicht verschweigen, dass ich mich sehr gefreut habe. Tatsächlich war ich sogar ein bisschen gerührt, mit soviel Reaktionen habe ich nicht gerechnet... Vielen Dank an dieser Stelle.

Ich nehme diese Kommentare zum Anlass, etwas weiter auszuholen, auch wenn ich befürchte, dass ich mich vielleicht letztlich nur wiederhole, und das meine Gedanken so oder ähnlich schon tausendmal formuliert wurden. Das hier sind eben meine Gedanken, und aus meinen Zweifeln habe ich auch in meinem Blog nie ein Hehl gemacht, und finde nach wie vor, dass sie auch zu einem katholischen Blog dazugehören.

Für mich entscheidend ist die quasi vorreligiöse Frage nach der Wahrheit: Gibt es Gott? Natürlich kann ich diese Frage nicht wirklich beantworten, denn eine solche Wahrheit wäre ja für den menschlichen Verstand nicht zu fassen. Also geht es um die Frage, ob ich bereit bin darauf zu vertrauen, dass es diese Wahrheit ausserhalb meiner Selbst gibt. Aber was bedeutet mir eine Wahrheit, die ich nicht fassen kann, als Grundlage für eine Entscheidung, die ich streng genommen nicht treffen kann, eben weil es hier um mein Leben geht, und die Grundlage jederzeit angreifbar ist??!? Absurd!
Es geht eben um Vertrauen das ich nicht aufbringen kann. Man wird geboren, entwickelt ein Ichbewusstsein, wird sich also seiner Selbst bewusst, und erkennt kurz darauf, dass das alles früher oder später wieder vorbei ist: Man stirbt. Hm blöd, muss das denn sein, könnte es nicht einfach irgendwie weitergehen, so nach dem Tod oder so...? Man wird älter und eine bestimmte Frage (siehe oben) wird drängender, die Schwarze Wand, die auf mich zurast wird - scheints - immer schneller, diese Ungeheuerlichkeit dieTod genannt wird, da muss es doch noch irgendetwas geben verdammt...
Klingt albern, aber solche Gedanken habe ich manchmal, und sie klingen für mich verdächtig nach Wunschdenken... Zumindestens bin ich misstrauisch.

Die Aussicht auf ein ewiges Leben (Himmel/Hölle etc.) belastet mich, weil es verbunden ist mit der vertrauensvollen Annahme oder eben vertrauenslosen Ablehnung des Unsichtbaren (Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins - ach lassen wir das!). Wie gesagt, für beides fehlt mir die Kraft, und Beten ist in so einem Zustand natürlich schwierig... Jedenfalls für mich. Die Aussicht auf vertrauensvolle Annahme eines "nur" endlichen Lebens, nimmt mir diesen Druck, und ich kann so sein wie ich bin, schwach, nie nur gut, nie nur böse, schwankend ein Leben lang zwischen Laster und Tugend, aber ohne die Bürde sich entscheiden zu müssen. Man muss dann einfach nur akzeptieren, dass das Leben im Kern absurd ist, und sich darin irgendwie einrichten. Das ist schon alles (prrruuuuust, muahhahaha).

Ich fange an zu ironisieren, das ist meistens ein schlechtes Zeichen.

Die letzten Jahre seit meiner Konversion zur katholischen Kirche waren in gewisser Weise sehr Ertragreich, will sagen bereichernd für mich. Die Beschäftigung mit Theologie und Philosophie war höchst interessant, aber zum Glauben hat sie mich nicht geführt. Glaube ist vielleicht doch nicht nur eine Sache des Vertrauens, sondern auch der Disziplin und Hartnäckigkeit, des "am Ball bleibens", damit einem am Ende nicht der Siegeskranz verwehrt bleibt - wie Paulus in etwa sinngemäss sagte.
Vielleicht liegt auch hier ein Teil des Problems bei mir, denn wenn ich mich auf den Weg mache um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, und hier in der Schweiz gibt es für einen Wanderer wie mich viele schöne Ziele, dann möchte ich zweierlei wissen: Zum einen, dass dieses Ziel für mich - wenn auch mit Mühe - erreichbar ist, und zum anderen, dass es dieses Ziel auch wirklich gibt. Ist beides für mich klar, kann ich mich anstrengen, aber die fragliche Wirklichkeit Gottes kann für mich momentan kein Ziel sein, für das ich mich auf den Weg machen werde, auch wenn ich das damit verbundene Dilemma sehr bewusst wahrnehme, und mich das Ganze traurig macht. So ist es eben bei mir.

Ich könnte kein Atheist sein, schon aus Gründen der Vernunft, denn ich kann ja schlecht behaupten, dass die Grenzen meiner Vernunft auch die Grenzen der Wirklichkeit sind. Wer kennt diese Grenzen schon? Das zu behaupten wäre menschliche Hybris. Aber wenn Gott das "radikal Andere" ist, kann ich auch kein Theist sein, denn wie soll mein an Raum und Zeit gebundener Verstand zu einer Erkenntnis Gottes fähig sein? Woher weiss ich, dass das was ich zu Spüren oder zu Erkennen glaube nicht letztlich Einbildung, Wunschdenken, Prägung oder was auch immer ist. Was in uns sollte uns dazu befähigen? Eine unsterbliche Seele?, ein göttlicher Funke? Ich weiss es nicht. Die katholische Kirche sagt, dass der Glaube eine übernatürliche Gabe ist, die von Gott zu uns kommt, und das wir die Freiheit haben, dieses Geschenk anzunehmen oder abzulehnen. Habe ich diese Freiheit auch? Habe ich den Glauben als ein Geschenk von Gott erhalten? Wollte ich dann, dass mir das Geschenk wieder abhanden kommt?!? Oder ist es so, wie es mir jetzt scheint, dass mein Glaube vielleicht auf Wunschdenken beruhte, auf der Suche nach Halt in einer oft haltlosen Welt voller Irrungen und Wirrungen, in der Fragilität des Lebens auf der Suche nach dem Sinn, der mir ein wenig Sicherheit verspricht. Ja das klingt lausig, ich weiss, und was die Kirche darüber schreibt, ist alles andere als belanglos, das weiss ich sehr wohl, aber solche Gedanken und Gefühle beherrschen mich immer wieder mal, und letztlich bleibt mir nur  - ja was?
Ich bin einfach zu keiner so radikalen Entscheidung fähig.


































Freitag, 4. Oktober 2013

Tja - schwierig. Ein katholischer Blogger der langsam vom Glauben abfällt. Was soll man dazu sagen? Kurz gesagt würde ich es so ausdrücken: Es ist mir nicht gegeben, wirklich zu glauben. Ich kanns einfach nicht. Glauben erfordert, wie das lateinische Wort "fides" bereits sagt, Vertrauen. Es ist mir aber nicht gelungen, in das Unsichtbare mehr zu vertrauen, als in das Sichtbare. Das Unsichtbare als Realität anzunehmen, wie es der Glaube erfordert, überfordert mich heillos. Ich bin ein sinnliches Wesen, kein in sich selbst versunkener Mystiker, und die Totalität meiner Wirklichkeit dessen, was ich Realität nenne, mein Leben, auch meine Innerlichkeit, sind mir so unvergleichlich viel näher, als der Glaube an einen unsichtbaren Gott, den ich nicht beweisen kann - nicht mal widerlegen kann ich ihn (wenn wenigstens das möglich wäre!!!).Ich kenne meinen Hang zum wishful thinking, und bin zu sehr Zweifler um hier zu einer Entscheidung durchzubrechen. Im Grunde bin ich enttäuscht darüber, dass es keine letztgültige Sicherheiten gibt - nur solche an die man glauben kann...Schöne Scheisse!
Uns so reihe ich mich ein in die Schar der Agnostiker, machs mir bequem zwischen den Stühlen und bin bis auf weiteres weder Fisch noch Fleisch. Machts gut einstweilen.

Mittwoch, 5. Juni 2013

Das Kloster St. Anna in Zug

Bei mir in der Nähe, in der Stadt Zug, Hauptstadt des gleichnamigen Kantons, gibt es ein schönes, altes Kloster, dass dereinst, im Jahr des Herrn 1595 für den Reformorden der Kappuziner errichtet wurde. Das Kloster wurde St. Anna gewidmet und zeugt davon, dasss die Kappuziner offenbar keine grossen Berührungsängste hatten mit "der Welt da draussen". Damals befand es sich zwar am Stadtrand in ruhiger Lage, mittlerweile aber befindet es sich, nachdem die Stadt um das Kloster herumgewachsen ist, mittendrin im dicksten Gewühl. Ja die Zeiten ändern sich, auch die Kappuzinerpadres sind nun schon seit 1997 Geschichte, denn auch hier wie vielerorts mussten die Kappuziner wegen Nachwuchsmangels ihre Zuger Niederlassung aufgeben, sehr zum Bedauern der meisten Zuger Bürger. Diese Verbundenheit drückte sich auch in einer Unterschriftenaktion aus, die versuchte, die Entscheidung des Regionalkapitels noch einmal abzuwenden - aber vergeblich. Einige Jahre stand das Kloster leer, und es konnte nicht geklärt werden, was jetzt mit der Immobilie geschehen soll. Verschiedene Vorschläge wurden erwogen, so z.B. den, daraus eine Musikschule zu machen. Ein Verein wurde gegründet, der sich zum Ziel gesetzt hat, dass das Kloster wieder ein Ort geistlichen Lebens werden sollte, zu diesem Zweck wurde die Gemeinschaft der Seligpreisungen angesprochen, ob nicht sie das Kloster beziehen könnten und die Gemeinschaftsleitung beschloss diesen Schritt zu wagen:) Und so kam es, dass im Mai 2000 die ersten drei Geschwister der Seligpreisungen dort einzogen - aller Anfang ist klein.
Ich kannte diese Gemeinschaft nicht, fühle mich dort aber sehr wohl, ihre Spiritualität spricht mich sehr an, und ähnelt der karmelitischen Spiritualität: So steht auf ihrer Homepage:

"Im Mittelpunkt unseres Lebens steht die Kontemplation. Inspiriert von der Tradition der Ostkirche und von der Spiritualität des Karmels, besteht die erste Berufung in der Suche nach der Vereinigung mit Gott durch das innere Gebet."

Ihre Verbundenheit mit der Spiritualität der Ostkirche drückt sich auch dadurch aus, dass einmal in der Woche eine Vesper im byzantinischen Ritus gefeiert wird - wunderschön!
Hier fühle ich mich Zuhause, denn die "Seligpreisungen" stehen im lebendigen Kontakt zu den anderen katholischen Pfarreien, sie präsentieren das Ganze dipositum fidei der Kirche, finden aber zeitgenössische Wege, dieses zu vermitteln. Sie sind konservativ - m.a.W. katholisch, aber mit einer, wie ich meine, modernen Ausdrucksform, ohne an der heiligen Liturgie Abstriche zu machen.



                                          Blick in den Altarraum der Klosterkirche


                                                           Der Blick nach oben...

                                                Vom Eingang aus betrachtet.

                                                    Wunderschön aber überbelichtet

Ja ich weiss, die Fotos lassen an Qualität zu wünschen übrig. Offenbar habe ich den Bogen noch nicht raus, aber demnächst versuche ich, bessere zu schießen, denn die Klosterkirche ist wirklich herzallerliebst.


                                     


              













Dienstag, 4. Juni 2013

Habe Das Stöckchen aufgenommen

 

Hier gefunden und flugs beantwortet. Wieso auch nicht, ich liebe es wegen irgendetwas befragt zu werden!

Blogger - Typ:

Extrem unregelmäßig, aber mit Spaß dabei. Phasenweise viel und phasenweise wenig bis gar nichts. Viele Themen werden schon von anderen Kathbloggern abgedeckt, so dass ich mich lieber zurückhalte. Im übrigen wollte ich eigentlich v.a. über meine Erfahrungen mit der Kirche und meinem Weg in der Kirche schreiben, was aber momentan Lebensumständetechnisch sehr begrenzt möglich ist.

Gerätschaften Digital:

Nach einer längeren Phase mit Laptop, jetzt wieder den klassischen PC, unterwegs habe ich so gut wie nie etwas geschrieben. Ach ja und mein Smartphone mit dem man ganz toll telefonieren kann:)

Gerät­schaf­ten ana­log:

Jede Menge Kugelschreiber von der Arbeit aus Versehen mitgenommen. Wenn sich 5 bis 6 davon angesammelt haben, bringe ich sie wieder zurück. Ansonsten einen einfachen Schreibblock (kariert) und einen antiken Rechenschieber...

Arbeits­weise:

Idee hab, hinsetz, losschreib, veröffentlichen, für schlecht befinden, überarbeiten, immer noch schlecht finden, abermals vom Netz nehmen, in Ruhe überarbeiten, veröffentlichen und dann (meistens) zufrieden sei. Ich geh selten mit einer Idee schwanger, obwohl ich andererseits eher selten auf aktuelle Themen bezug nehme. Ich tippe übrigens mit zwei Fingern - aber unwahrscheinlich schnell!!

Wel­che Tools nutzt du zum Blog­gen, Recher­chie­ren und Bookmark-Verwaltung?

Bookmark - was ist das? Zum Bloggen benutze ich Blogger und zum Recherchieren meistens Google oder Verlinkungen von anderen Blogs. Ich bin insgesamt ziemlich unerfahren in diesen Dingen. 

Wo sam­melst du deine Blogideen?

Gar nicht, die Ideen kommen meistens von selbst, und werden dann zügig verarbeitet (siehe Arbeitsweise)

Benutzt du eine To-Do-List-App?

Nö.

Gibt es neben Tele­fon und Com­pu­ter ein Gerät, ohne das du nicht leben kannst?

Nö. Eventuell mein Wasserkocher.

Gibt es etwas, das du bes­ser kannst als andere?

Oh Ja! Aber was brächte es, würde ich es jetzt hier schreiben, die Leser würden sich danach nur schlecht fühlen - oder?

Was beglei­tet dich musi­ka­lisch beim Bloggen?

Nichts, Musik stört meine Konzentration.

Wie ist dein Schlafrhyth­mus – Eule oder Nach­ti­gall Lerche?

Mal so, mal so, wg. Dienstplan, Schichtarbeit und so. Von meinem eigenen Rythmus her aber eher ääh wie heißt der Vogel der erst um 12:00 Uhr aufsteht???

Eher intro­ver­tiert oder extrovertiert?

Beides, je nach Stimmungslage, aber im Prinzip eher introvertiert.

Wer sollte diese Fra­gen auch beantworten?

Bin nicht sicher, vielleicht ich nochmal:)  Nein im Ernst, sie hier. Was Dorothea schreibt, interessiert mich fast immer.

Der beste Rat, den du je bekom­men hast?

"Bleiben Sie katholisch"

Noch irgend­was wichtiges?

Es muss nicht immer schnell gehen, hauptsache es macht Spaß und bringt uns weiter.
Ach ja, ich schreibe gern, nur zu selten und dann meist zu wenig.


 











 





 

Donnerstag, 30. Mai 2013

Fronleichnam

Heute ist Fronleichnam, das „Fest des heiligsten Leibes und Blutes Christi" wie es offiziell in der katholischen Kirche genannt wird. Ich werde nicht die Gelegenheit haben an einer Prozession teilzunehem, da ich - wie in der Krankenpflege üblich - häufig auch an Feiertagen arbeiten muss, aber dieses Gedicht des Thomas von Aquin möchte ich niemandem vorenthalten. Schöner kann man das Geheimnis der Gegenwart unseres Herrn im allerheiligsten Sakrament der Eucharistie meines erachtens nicht  beschreiben.


Gottheit tief verborgen, betend nah ich dir.
Unter diesen Zeichen bist du wahrhaft hier.
Sieh, mit ganzem Herzen schenk ich dir mich hin,
weil vor solchem Wunder ich nur Armut bin.
Augen, Mund und Hände täuschen sich in dir,
doch des Wortes Botschaft offenbart dich mir.
Was Gott Sohn gesprochen, nehm ich glaubend an;
er ist selbst die Wahrheit, die nicht trügen kann.
Einst am Kreuz verhüllte sich der Gottheit Glanz,
hier ist auch verborgen deine Menschheit ganz.
Beide sieht mein Glaube in dem Brote hier;
wie der Schächer ruf ich, Herr, um Gnad zu dir.
Kann ich nicht wie Thomas schaun die Wunden rot,
bet ich dennoch gläubig: „Du mein Herr und Gott!“
Tief und tiefer werde dieser Glaube mein,
fester laß die Hoffnung, treu die Liebe sein.
Denkmal, das uns mahnet an des Herren Tod!
Du gibst uns das Leben, o lebendig Brot.
Werde gnädig Nahrung meinem Geiste du,
daß er deine Wonnen koste immerzu.
Gleich dem Pelikane starbst du, Jesu mein;
wasch in deinem Blute mich von Sünden rein.
Schon ein kleiner Tropfen sühnet alle Schuld,
bringt der ganzen Erde Gottes Heil und Huld.
Jesus, den verborgen jetzt mein Auge sieht,
stille mein Verlangen, das mich heiß durchglüht:
laß die Schleier fallen einst in deinem Licht,
daß ich selig schaue, Herr, dein Angesicht.
Amen.

Mittwoch, 17. April 2013

Bin wieder da

Jetzt bin ich einigermaßen angekommen, und mein Umzug in die Schweiz ist - wenn auch noch nicht vollständig - so doch zumindest weitestgehend vollzogen. Meine auf 5 Jahre befristete Aufenthaltsgenehmigung habe ich erhalten, und seit heute habe ich wieder einen Internetzugang. Soviel nur zur Begründung, warum ich seit Februar nichts mehr gepostet habe auf diesem Blog. Ich bin noch dabei, mich an meinem neuen Arbeitsplatz einzuarbeiten, was mich viel Zeit und Kraft kostet, denn die Umstellung fällt mir doch schwerer als ich gedacht hätte. Da wäre z.B. die Mundart, an die ich mich zunächst einmal gewöhnen muss, so dass ich häufig nur die Hälfte von dem Verstehe, was auf der Arbeit besprochen wird, und das ständige Nachfragen ist natürlich auch immer etwas nervig... Aber egal, Psychiatriepflege ist vorwiegend Beziehungsarbeit, so habe ich keine andere Wahl, und zudem den Wunsch, den hiesigen Dialekt so schnell wie möglich zu verstehen. Ein anderer Punkt ist die Einsamkeit, womit ich gar nicht so gerechnet hätte, denn  im Grunde hielt ich mich immer für einen Einzelgänger. Tatsächlich ist es aber so das ich momentan gar nicht genug Menschen um mich haben kann. Interessante Erfahrung, aber die schweizer Kollegen hier sind zum Glück sehr gesellige Menschen. Die Landschaft hier ist wunderschön, ich lebe hier in der Zentralschweiz, Alpenvorland, an einem großen See, was für mich als Nordlicht nicht das schlechteste ist, denn ich wohne gern am Wasser. Das Ganze hat für mich auch eine spirituelle Dimension, denn ich weiss, dass meine wahre Heimat nicht hier auf Erden zu finden ist, denn hier bin ich nur "Gast". Letztlich kann man, wenn man es von dieser Warte aus betrachtet, überall beheimatet sein, wenn man sein letztes Ziel nicht aus den Augen verliert. Über meine Gründe, warum ich diesen Schritt vollzogen habe, werde ich später noch etwas schreiben.

Dienstag, 19. Februar 2013

"Deine Stimme spricht"

Gertrud von le Fort hat 1924 ein Buch mit dem Titel "Hymnen an die Kirche" veröffentlicht, aus dem der jetzt folgende Text stammt:

DEINE Stimme spricht:
Ich habe noch Blumen aus der Wildnis im Arme,
habe noch Tau in meinen Haaren aus Tälern der Menschenfrühe.
Ich habe noch Gebete, denen die Flur lauscht,
ich weiß noch, wie man Gewitter fromm macht und das Wasser segnet.
Ich trage noch im Schoße die Geheimnisse der Wüste,
ich trage noch auf meinem Haupt das edle Gespinst grauer Denker,
denn ich bin Mutter aller Kinder dieser Erde.
Was schmähst du mich, Welt,
dass ich groß sein Darf wie mein himmlischer Vater?
Siehe, in mir knien Völker, die lange dahin sind,
und aus meiner Seele leuchten anch dem Ew'gen viele Heiden!
Ich war heimlich in den Tempeln ihrer Götter,
ich war dunkel in den Sprüchen all ihrer Weisen.
Ich war auf den Türmen ihrer Sternsucher,
ich war bei den einsamen Frauen, auf die der Geist fiel.
Ich war die Sehnsucht aller Zeiten,
ich war das Licht aller Zeiten.
Ich bin ihr großes Zusammen, ich bin ihr ewiges Einig.
Ich bin auf der Straße aller ihrer Straßen:
Auf mir ziehen die Jahrtausende zu Gott!“

Ein solches Bild von dem was Kirche bedeuten kann, dürfte heute nur noch Wenigen vermittelbar sein. Vielen wäre die Sprache zu antiquiert, das Bild von Kirche zu mystisch - irrlichternd, zu schwärmerisch - abgehoben, und doch spiegelt dieser wunderschöne Text etwas von dem wieder, was mich einst zur Kirche konvertieren ließ. Eine Dimension von Kirche, die heute bei dem alltäglichen Kleinklein, den kirchlich - gesellschaftlichen Debatten und dem Wunsch nach "progressiven Reformen", mehr und mehr auf der Strecke geblieben ist
Schon die Rede von Kirche als mystischer Leib Christi scheint heute bei vielen Katholiken keine Rolle mehr zu spielen. Die Kirche Christi erscheint mehr und mehr als soziologische Größe, deren gesellschaftliche Relevanz unter Nützlichkeitskriterien beurteilt wird. Die Außenansicht von Kirche wird - scheints - immer mehr von den Gläubigen selbst adaptiert, und beeinflusst immer stärker das Selbstverständnis des pilgernden Gottesvolkes. Die Kirche soll kompatibler werden, angepasster und stromlinienförmiger - aber die Frage sei gestattet, wohin das schlußendlich führen wird. Gertrud von le Fort lässt die Kirche sprechen, und was sie sagt hat vielleicht mehr mit dem von Papst Benedikt gebrauchten Begriff der Entweltlichung zu tun, als mit dem heutigen Gremien und Stuhlkreiskatholizismus deutscher Prägung. Der Text berührt den Glutkern dessen was Kirche ist, nämlich Christus selbst, der in Ewigkeit geborene Sohn, der die Zeit umfasst und immer schon gegenwärtig ist. Die Kirche Christi, die nicht nur die Welt umspannt, sondern auch die Zeiten, geheimnissvoll vorausgedeutet im Auszug des Volkes Israel aus Ägypten, dunkel erahnt in den Gebeten und Ritualen alter Zeit, und dann durch die Menschwerdung Gottes sichtbar auf Erden, ist eben doch mehr als nur ein "sozialer Verein". Es täte den heute lebenden Christen gut, sich gelegentlich daran zu erinnern.
 

Sonntag, 17. Februar 2013

Schon ein paar Tage alt, aber lesenswert: Der Papst und die Taube, eine Würdigung von Matthias Mattusek auf Spiegel online.

Freitag, 15. Februar 2013

Statistik

Sieh mal einer an, immerhin noch 69% aller deutschen Katholiken, die sich zufrieden zeigen mit der Amtsführung unseres Papstes. Viel mehr als ich gedacht hätte, bei dem alltäglichen, medialen Papstbashing. Aber warum wünschen sich so viele Menschen einen Papst aus Afrika? Kommt das dem Gerechtigkeitsempfinden vieler Menschen entgegen? Wäre es dann im Umkehrschluss ungerecht, wenn es wieder ein europäischer Papst würde, oder einer aus Amerika oder Asien? Soweit es mich betrifft, glaube ich nach wie vor, dass die Wahl eines Papstes keine rein menschliche Wahl ist, daher ist in diesem Fall die Gerechtigkeitskategorie unpassend. Nicht die Herkunft ist entscheidend!!

Donnerstag, 14. Februar 2013

40 Tage

                                    Gestern hier entdeckt und sehr berührt gewesen.

Dienstag, 12. Februar 2013

Jetzt zeigt sich wer Vertrauen hat in die Vorsehung Gottes und wer im Herzen eher den Wunsch nach Kontrolle der Ereignisse hegt. Wünschen wir einen lehramtstreuen Nachfolger, oder lieber einen sexy Reformpapst, jung, dynamisch, erfolgreich, dessen erste Amtshandlung ein Krisengespräch mit Hans Küng, Claudia Roth, Eugen Drewermann, Margot Käßmann und Uta Ranke Heinemann ist, um die nötigen Schritte einer umfassenden Kirchenreform zu besprechen? Nee im Ernst, ich habe natürlich auch Wünsche und Vorstellungen, und mein größter Wunsch ist so langweilig, spießig und unsexy, dass ich jetzt schon viele Kathrefomis vor Entsetzen aufschreien höre. Er lautet: Kontinuität - wow! Ich gönne es unserem Papst, dass er sich aufs "Altenteil" zurückzieht, und es ist für mich, der ich unter seinem Pontifikat zur katholischen Kirche konvertiert bin, eine schöne Vorstellung, dass Josef Ratzinger die Ereignisse seiner Kirche aufmerksam verfolgen wird und für sie beten kann. Aber seit Benedikt seinen Rücktritt bekanntgegeben hat, gleicht das globale Dorf einem Wespennest, in das jemand einen Stock gestoßen hat. Wenn ich mir die Stellungnahmen über seinen Rücktritt so anhöre oder durchlese, freut es mich natürlich, dass die Reaktionen überwiegend positiv sind, so dass diejenigen Stimmen die meinen sie könnten auch jetzt noch einmal mit Kritik nachlegen, weniger schrill tönen. Die Wellen schlagen hoch und es wird viel spekuliert darüber wer der Nächste sein könnte, aber ganz ehrlich, es freut mich, dass zur Zeit kein klarer Favorit benannt werden kann, und es will mir so scheinen, als wäre das vielleicht am besten so, denn wenn die Konklave jemanden wählen würde der für die Öffentlichkeit ein unbeschriebenes Blatt ist, also jemand der noch nicht medial von allen Seiten durchleuchtet wurde, dann könnte dieser vielleicht etwas unbelasteter sein schweres Amt angehen. Ich hoffe jedenfall auf eine Überraschung! Der Wunsch der meisten alles zu kontrollieren, und schon im Vorraus zu wissen wer es denn nun sein wird, und welche Konsequenzen diese oder jene Wahl für die Weltkirche haben wird, nervt doch manchmal ganz schön - oder?
Um nochmals zum Anfang zurückzukehren, ich habe bemerkt, dass sich auch besorgte Stimmen  zu Wort melden, die befürchten, dass ein neuer Papst vielleicht dem Zeitgeist zu sehr hinterherlaufen könnte und die Hoffnung wird geäußert, das möge nicht der Fall sein. Aber zunächst einmal kann ein Papst nicht einfach tun und lassen was er will, denn er ist ein Diener der Kirche, nicht ihr Herr und Meister. Die Möglichkeiten eines Papstes etwas zu verändern sind viel geringer, als hierzulande offenbar bekannt. Manchmal habe ich den Eindruck, die Leute denken, der Papst kann tun und lassen was er will. Entscheidend aber ist, dass wir darauf vertrauen sollten das dies die Kirche Gottes ist, und das er seine Kirche lenkt, und die Dinge so zusammenfügt wie sie sein sollen. Der heilige Geist weht wohin er will, wir müssen uns Benedikt XVI zum Vorbild nehmen und darauf vertrauen, dass auch der nächste Fischerring einen würdigen Träger haben wird. Benedikt XVI wäre vermutlich nicht zurückgetreten, wenn er nicht darauf vertraut hätte.



Bye Bye Benedikt





Nun geht er also, und nach sieben schweren und sorgenvollen Jahren, müde und geschwächt durch ein kräftezehrendes Pontifikat, zieht er sich zurück aus seinem Amt um den Rest seines Lebens in Frieden im Kloster zu verbringen. Ich freue mich für ihn, voller Dankbarkeit, und der Gedanke, dass unser "Altpapst" in Spe seine noch verbleibende Zeit dann mit Meditation und Gebet verbringt, gefällt mir gut. Josef Ratzinger hat sein Leben der Kirche gewidmet und alles an Kraft aufgebracht was er geben konnte. Es ist ein Zeichen von Vernunft, dass er nun, solanger er noch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist, sein Amt niederlegt, denn man konnte ihm anmerken, wie er immer schwächer wurde. Ein mutiger Schritt - wird er Schule bei seinen Nachfolgern machen? Natürlich, kirchenrechtlich gab es immer die Möglichkeit für einen Papst zurückzutreten, aber mir schien dies immer eine bloß theoretische Option zu sein, obschon ich mir bei diesem Papst nie so sicher war. Jedenfalls hat mich die Nachricht von seinem Rücktritt nicht so sehr überrascht, denn seit dem Interview mit Peter Seewald 2010, wo der Papst diese Möglichkeit explizit erwähnte, dachte ich mir, dass er vielleicht davon Gebrauch machen könnte, denn in so einer Deutlichkeit hatte ich noch keinen seiner Vorgänger im Petrusamt darüber reden hören. Er ist eben von einem anderen Schlag als sein Vorgänger.
Josef Ratzinger wollte nie Papst sein, und hat sich wohl schweren Herzens, aber demütig dem Willen des Konklave gefügt und 2005 das schwere Amt des Oberhirten über eine Milliarde Katholiken übernommen. Eine seltsame Ambivalenz schien hier durch. Als enger Vertrauter des seligen Johannes Paul II wird er gewusst haben was auf ihn zukommt, nämlich, das wohl schwerste Dienstamt, dass ein Mensch überhaupt annehmen kann.
Fast acht Jahre lang hat unser Papst das Schiff der Kirche durch die stürmische See geführt, was wird von seinem Pontifikat am Ende in Erinnerung bleiben? Soweit es mich betrifft vor allem seine Dialogbereitschaft, seine intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Materialismus und Szientismus unserer Zeit. Benedikt XVI hatte es nicht nötig sich zu verstecken und vertrat furchtlos die Haltung der Kirche, ohne dem Meinungsmainstream nachzugeben. Das brachte ihm neben Respekt auch den Ruf eines Hardliners ein, gerade auch - oder besonders - unter vielen Katholiken hierzulande. Ich denke es wird Zeit, dass die deutschen Katholiken lernen, dass sie nicht der Nabel der Weltkirche sind, sondern gerade einmal 2 % aller Katholiken weltweit ausmachen
Viel hat unser Papst geleistet, aber nicht seine geringste Tat war die Rehabilitation der lateinischen Messe, für die er ebenfalls viel Kritik einstecken musste, die aber meiner Ansicht nach wegweisend war. Das ist eben typisch Benedikt, Reform in dem Sinne, dass eine Erneuerung der Kirche nur durch die Rückbesinnung auf das Wesentliche des christlichen Glaubens zu erreichen ist. Ich hoffe sehr, dass sich auch sein Nachfolger für die alte Messe einsetzt, und ich wünsche unserer Kirche, dass die Saat, die Benedikt XVI ausgesäät hat viele Früchte bringen wird.

Nein - ich glaube nicht, dass er nur ein Übergangspapst war!

Danke Benedikt - Gottes Segen für Dich und Deinem Nachfolger.







Montag, 11. Februar 2013

" Es ist die Grundgestalt menschlichen Geschicks, nur in dieser unbeendbaren Rivalität von Zweifel und Glaube, von Anfechtung und Gewissheit die Endgültigkeit seines Daseins finden zu dürfen. Vielleicht könnte so gerade der Zweifel, der den einen wie den andern vor der Verschließung im bloß Eigenen bewahrt, zum Ort der Kommunikation werden". ( Einführung in das Christentum, München 1968,23 f )

Samstag, 9. Februar 2013

Abendmusik


Gedanken zu einem schwierigen Thema

Seit dem hochgepushten Skandal um die beiden Kölner Kliniken in katholischer Trägerschaft ist das Thema Abtreibung wieder sehr präsent in meinem Denken, denn mir fällt eine klare Positionierung noch immer nicht leicht. Man könnte sagen - auch wenn das etwas pathetisch klingt - ich ringe noch mit mir um Klarheit. Insofern dient dieser Post auch meiner eigenen Meinungsfindung, was vielleicht etwas ungewöhnlich erscheint, da man sich normalerweise immer mit einer klaren Aussage der Öffentlichkeit präsentiert. Da es hier aber um Betrachtungen eines Konvertiten geht, mache ich es eben anders, ich lasse den geneigten Leser an meinen Gedanken und Betrachtungen teilhaben und hoffe auf interessante und vielleicht sogar hilfreiche Meinungsäußerungen. Was mich immer wieder erstaunt, eigentlich sogar unbehaglich fühlen lässt, ist die Sicherheit, mit der Abtreibungsbefürworter für die Freiheit der Wahl plädieren. Wenn das Leben der Mutter auf dem Spiel steht - wenn also Leben gegen Leben steht, halte ich eine Abtreibung für legitim, denn es ist nicht einsichtig, warum das Leben der Mutter weniger gelten soll, als das Leben des Ungeborenen. Ein schreckliches Dilemma. Im Falle einer Vergewaltigung habe ich ebenfalls Verständnis für den Wunsch nach Wahlfreiheit, denn die Vorstellung, dass man durch eine so traumatische Gewalteinwirkung schwanger wird, und die Folgen eines solchen Verbrechens dann die nächsten neun Monate am eigenen Leibe spürt, ist für mich erschreckend. Es sind wohl Vorstellungen wie diese, welche die Empörung so groß hat werden lassen in Köln und anderswo, weil hier die Vorstellung mitschwingt, man wollte einer so Geschädigten auch noch vorschreiben, das Kind auszutragen, bzw. jegliche Hilfe verweigern,  auch wenn beides erwiesenermaßen nicht der Fall war.
Für einen Gesinnungsethiker, der also aus Prinzip gegen Abtreibung ist, und dies auch noch öffentlich bekundet, stellt das Leben schwere Prüfungen bereit, denn es ist schlechterdings kaum möglich aus Gründen der Menschlichkeit gegen Abtreibung zu sein, ohne gleichzeitig als kalt, engherzig, heuchlerisch und grausam wahrgenommen zu werden, weil man ja die Not der betroffenen Frau scheinbar als unwichtig ignoriert - zugunsten der Moral.. Ja, so wird die Haltung eines konsequenten Abtreibungsgegners wahrgenommen, und wenn er noch so oft beteuert, dass man der Betroffenen jede nur denkbare Hilfe zukommen lassen muss. Kommt hier die alte Binsenweisheit neu zum Vorschein, dass ein Prinzip, so es denn zu 100% durchgehalten werden soll, sich irgendwann ins Absurde verkehrt? Vielleicht, jedenfalls haben Abtreibungsgegner bzw. Lebensschützer (die neben Abtreibung auch noch andere Themen aufgreifen) in Deutschland und anderswo einen traumhaft schlechten Ruf - allerdings zu Unrecht wie ich meine, denn die Frage nach dem Leben erlaubt keine Schnellschüsse. Ich gehöre nicht zu der "Abtreibung ist Mord" - Fraktion, ich verteile auch keine Embyonenpuppen in der Fußgängerzone, aber neben den von mir genannten Beispielen, wo das Situationsdilemma jedes erträgliche Maß übersteigt, gibt es immer noch weit über 100000 Abtreibungen jedes Jahr, mit sogenannter sozialer Indikation, und wie gesagt, mir ist unwohl zumute, wenn mit zu großer Selbstverständlichkeit auf ein Recht auf Wahlfreiheit insistiert wird. Ein grundlegender Gedanke hierzu lautet, dass der Mensch seinem Gewissen verpflichtet ist, und dass man ihm nicht zwingen darf, gegen sein Gewissen zu handeln. Das das ein katholischer Grundsatz ist, werden mir viele Leser sicher nicht glauben - stimmt aber trotzdem. Können sich also die Pro Choice - Anhänger, wenn sie auf Wahlfreiheit bestehen, nicht auf ihr Gewissen berufen? Ja, können sie, aber ein weiterer Grundsatz lautet, dass das Gewissen auch irren kann, und das eine Gewissensentscheidung nicht automatisch die richtige Entscheidung sein muss, was z.B. dann der Fall sein kann, wenn wichtige Informationen zur Entscheidungsfindung nicht bekannt sind. Und so komme ich wie immer bei all diesen Überlegungen zu derselben Grundsatzfrage, die allen weiterführenden Erörterungen vorangestellt werden muss: Was ist die befruchtete Eizelle, ein Dings, ein Etwas auf dem Weg zu einem Jemand, oder bereits ein Mensch, eine Person? Es ist wohl anzunehmen, dass gegensätzliche Auffassungen über die ethische Beurteilung von Abtreibungen ihren Ursprung zumeist in der unterschiedlichen Beantwortung dieser Frage haben. Da wäre zunächst einmal das "visuelle Problem", dass darin besteht, dass eine Zygote keinerlei Ähnlichkeit mit dem hat, was gemeinhin als Mensch bezeichnet wird, menschliches Genom hin oder her, der Phänotyp zeigt nicht viel menschenähnliches, und was nicht aussieht wie ein Mensch, kann auch noch kein Mensch sein - oder? Möglicherweise ist die Unähnlichkeit einer befruchteten Eizelle mit einem ausgereiften Fötus ein Grund warum die meisten Leute mit Befremden reagieren, wenn bei der Tötung einer Zygote seitens der Kirche von unschuldigem Leben gesprochen wird, dass es zu schützen gilt. Wieviel, fragen sich viele, weiss den der Embryo von dem Angriff auf sein Leben? Ich denke, dass für Viele mit der Verschmelzung von Spermium und Eizelle noch kein neuer Mensch die Bühne betritt, sondern ein Programm gestartet wird, dass einen Ausdifferenzierungsprozess initiiert, der einen Organismus mit zunehmender Komplexität heranreifen lässt, bis dann am Ende ein neuer Mensch entstanden ist, so dass die Würde eines solchen Organismus gewissermaßen sukzessive wächst, parallel zu dessen Reifegrad. Kann Würde heranwachsen? Ich glaube nicht, aber dennoch spiegelt sich das  in der sogenannten Fristenlösung des § 218 wieder. Im Grunde erscheint mir die sukzessive Zunahme an Würde und Menschenrechten eines Ungeborenen als absurd und erinnert an die alte katholische Lehre von der Sukzessivbeseelung, also der stufenweisen Beseelung der Leibesfrucht, die aber laut Wikipediaartikel 1679 zugunsten der Vorstellung einer Simultanbeseelung aufgegeben wurde. Und genau diese Simultanbeseelung scheint der Grund dafür zu sein, warum nach Auffassung der katholischen Kirche schon einem gerade entstandenen Embryo - auch schon vor der Nidation - die volle menschliche Würde, und somit ein unbedingtes Lebensrecht zukommt, Simultanbeseelung heißt, dass bereits nach der Verschmelzung von Spermium und Eizelle, die unsterbliche Seele dem Embryo innewohnt, ohne erst zu "wachsen" oder gar "heranzureifen", was auch keinen Sinn ergeben würde, da die Seele Geist ist, und Geist nicht den Bedingungen der materiellen Welt unterworfen ist. Unterschiedliche Grade der Reifung und Ausdifferenzierung der Leibesfrucht spielen hier also keine Rolle. Das Problem mit der Vorstellung, es handelt sich erst ab einem bestimmten Zeitpunkt um einen Menschen - mögliche Zeitpunkte wären z.B nach der Einnistung der Zygote, ab dem dritten Schwangeschaftsmonat, nach vollzogener Geburt, nach dem Spracherwerb, nach Erlangung eines Ichbewusstseins, nach dem Zahnwechsel ( gibt es wirklich! ), oder nach Vollendung der Volljährigkeit - besteht darin, dass jeder festgesetzte Zeitpunkt der "Menschwerdung" willkürlich erscheint, da er lediglich mehr oder weniger gut ( oder schlecht ) begründet werden kann. Wann ist ein Mensch ein Mensch? Im Grunde kann man vernünftigerweise nur sagen, dass der einzige wirklich objektiv begründbare Zeitpunkt der Entstehung eines neuen Menschen die Verschmelzung von Spermium und Eizelle ist. Menschliches Leben ist prozesshaft von den ersten Anfängen bis zum Tod, und es scheint gerade diese ungebrochene Kontinuität zu sein, die gegen die Annahme spricht, dass erst ab einem bestimmten Punkt der Entwicklung von einem Menschen gesprochen werden kann. Hier ist es tatsächlich die katholische Kirche die mit Vernunft argumentiert, wenn sie von der vollen, menschlichen Würde eines Embyos spricht. Teilt man diese Auffassung kann man eigentlich nur noch mit Rousseau sagen, dass die Freiheit des Menschen dort aufhört, wo die unseres Nächsten beginnt - was dann eine Abtreibung ausschließt. Aus diesen Gründen finde ich Demonstrationen gegen Abtreibung und für das Leben legitim und keineswegs verachtenswert, und die Aktionen vieler Gegendemonstranten, die auch vor Beleidigungen und physischen Übergriffen nicht zurückschrecken, heuchlerisch.
(Wird fortgesetzt)



Freitag, 8. Februar 2013

Kardinal Meisner und die "Pille danach"

In der FAZ las ich heute folgenden Rundbrief, den Erzbischof Joachim Kardinal Meisner an seine Mitarbeiter im pastoralen Dienst geschrieben hat. Hier spricht er von der Anwendung moraltheologischer Prinzipien auf eine neue Situation, die für ihn darin besteht, dass es unter dem Oberbegriff "Pille danach" jetzt viele Medikamente gäbe, die keine abtreibende Wirkung haben. Offenbar ist Kardinal Meisner viel daran gelegen deutlich zu machen, dass er keineswegs den Boden der katholischen Lehre verlassen hat, dies vielleicht umso mehr, als das er sich scheinbar nicht mit anderen Brüdern im Bischofsamt über diese Frage beraten hat.
Laut einem anderen Artikel in der 'FAZ, nimmt Kardinal Meisner eine mögliche, wenn auch z. Zt. wissenschaftlich unbewiesene, nidationshemmende Wirkung einer "Pille danach" mit dem Wirkstoff Levonorgestrel offenbar in Kauf. Vermutlich weil die nicht ganz und gar auszuschließende, nidationshemmende, und somit abtreibende Nebenwirkung eben nicht die Erwünschte Primärwirkung ist, sondern die nicht beabsichtigte Nebenwirkung einer für notwendig erachteten Vorgehensweise. Entscheidend wäre dann die Absicht, in der dieses Medikament eingenommen wird. Moraltheologisch handelt es sich hier, wenn ich mich nicht sehr irre, um das Prinzip der doppelten Wirkung: Die Vermeidung einer unfreiwilligen Schwangerschaft infolge einer traumatischen Gewalteinwirkung durch Einnahme eines empfängnisverhütenden Mittels, aber unter Inkaufnahme einer möglichen, wenn auf unbewiesenen, abtreibenden Wirkung, die aber nicht von der betroffenen Frau erwünscht sein mag, denn es ist nicht auszuschließen, dass es auch in so einer Situation nicht vielleicht dennoch einen Unterschied für die betroffene Frau macht, ob die Eizelle bereits befruchtet ist oder nicht. Man kann von dem verständlichen Wunsch in so einer Situation eine Befruchtung zu verhindern, nicht einfach auf die Bereitschaft zu einer Abtreibung schließen. Eine Gewissensentscheidung, eine Gradwanderung. Ich kann die Position von Kardinal Meisner nachvollziehen, werde aber das Gefühl nicht los, dass er sich hier auf dünnes Eis begeben hat. Ich bin gespannt, wie es jetzt weitergeht.

Mittwoch, 6. Februar 2013

Hinweis

Auf Josef Bordats Internetpräsentation entdeckte ich kürzlich einen Link zu dieser Petition, die von ihm selbst verfasst wurde. Grob gesagt geht es um die zunehmenden staatlichen Repressionen  gegen Katholiken in der sozialistischen Republik Vietnam.  Zahlreiches Mitmachen bei der Petition ist wie immer sehr erwünscht.

Sonntag, 3. Februar 2013

Pogromstimmung?

In einem Interview mit der Tageszeitung "Die Welt", spricht der Präfekt der römischen Glaubenskongregation Erzbischof Gerhard Ludwig Müller von einer wachsenden, künstlich erzeugten Wut gegen die katholische Kirche in den USA und Europa, die gelegentlich an eine Pogromstimmung erinnern würde. Was ist jetzt davon zu halten? Interessant finde ich zunächst einmal die Reaktionen, z.B. von S - L - Schnarrenberger (FDP), unserer Bundesjustizministerin, die Vergleiche mit dem Holocaust geschmacklos findet, wenn es um "unterschiedliche Auffassungen in unserer Gesellschaft zu aktuellen Fragen wie auch der Rolle der Ehe, Familie und eingetragenen Lebenspartnerschaften geht". Meiner Ansicht nach eine Überreaktion der Ministerin, denn zunächst kommt der Begriff Holocaust in dem Interview überhaupt nicht vor, und des weiteren sind die Begriffe "Holocaust" und "Pogrom" nicht deckungsgleich, etwa in dem Sinne, dass der Holocaust ein ins aberwitzige potenziertes Pogrom gewesen ist. Darüber hinaus kam es in der Vergangenheit nicht nur gegenüber der jüdischen Bevölkerung zu Pogromen, sondern auch gegenüber anderen Bevölkerungsgruppen, wie z.B. den Sinti und Roma, oder den Armeniern in der Türkei und in anderen Ländern. Hier handelt es sich um eine Fehlinterpretation Frau Leutheusser - Schnarrenbergers, da es für mich nicht so klingt, als wollte Erzbischof Müller die Situation der Kirche heute, mit jener der Juden im dritten Reich gleichstellen.
Eine weitere Reaktion, diesmal von Claudia Roth, Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, die die These des "Chefideologen des Vatikans" von einer Pogromstimmung gegenüber der katholischen Kirche für "absolut inakzeptabel und gefährlich geschichtsvergessen" hält. Um es vorweg zu nehmen: ich finde die Wortwahl des Erzbischofs auch unglücklich gewählt, habe aber Verständnis für selbige, denn ich weiß wieviel Hass und auch Hetze es gegen die Kirche gibt. Viele Blogs und Kommentarbereiche geben darüber reichlich Aufschluss, so dass man tatsächlich denken könnte, dass manchmal nur noch ein Tropfen fehlt, um das Fass zum Überlaufen zu bringen. Aber was sich virtuell ungehemmt Bahn bricht, muss deswegen noch lange nicht zu einer konkreten Aktion werden. Vom Wohnzimmer aus lässt es sich leichter hassen, und eine Gefahr für Leib und leben durch einen ungebremsten Mob, sehe ich weder in den vereinigten Staaten, noch in Europa.
Wie gesagt, Erzbischof Müllers Wortwahl ist meiner Ansicht nach unglücklich, zeigt aber deutlich in Richtung der immer schwerer werdenden Situation von Christen in aller Welt. Was nun Claudia Roth und ihre Kritik an Erzbischof Müller betrifft, so halte ich sie für reflexhaft und unüberlegt. Ihre Kritik macht deutlich, dass Frau Roth der Kirche am liebsten einen Maulkob umlegen würde, bzw jeden Katholiken "mittelalterliche Ambitionen" unterstellt, der sich zum ganzen katholischen Glauben bekennt. Besonders ärgerlich finde ich, dass sie eine Verbindung mit dem Fall der beiden  Kölner Kliniken in katholischer Trägerschaft herbeikonstruiert, die eine mutmaßlich vergewaltigte Frau abgewiesen haben sollen, demnach findet sie: "Vorfälle wie die eiskalte Abweisung einer vergewaltigten Frau durch eine katholische Klinik nicht erstaunlich". Hier zeigt Frau Roth, für die modern offenbar ein Synonym für gut ist, ihre ganze Ignoranz, wenn sie aus einer offenbar unklar formulierten ethischen Richtlinie, und zwei verunsicherten Ärzten einen Fall eiskalter Ablehnung macht, und damit jede Kritik am Verhalten gegenüber der Kirche für gegenstandslos erklärt, denn: "Wenn die katholische Kirche so auftreten soll, wie es sich Erzbischof Müller wünscht, braucht sie sich über scharfe Kritik in demokratischen Gesellschaften von heute nicht zu wundern". Claudia Roth scheint nicht zu bergreifen, dass Erzbischof Müller nicht sachliche Kritik an der Kirche meint, wenn er von pogromartiger Stimmung gegen die Kirche spricht. Ich habe manchmal den Eindruck, dass diese Frau einfach nicht bereit ist richtig zuzuhören, und zu verstehen, wenn sich ein katholischer Würdenträger zu Wort meldet.