Freitag, 4. Oktober 2013

Tja - schwierig. Ein katholischer Blogger der langsam vom Glauben abfällt. Was soll man dazu sagen? Kurz gesagt würde ich es so ausdrücken: Es ist mir nicht gegeben, wirklich zu glauben. Ich kanns einfach nicht. Glauben erfordert, wie das lateinische Wort "fides" bereits sagt, Vertrauen. Es ist mir aber nicht gelungen, in das Unsichtbare mehr zu vertrauen, als in das Sichtbare. Das Unsichtbare als Realität anzunehmen, wie es der Glaube erfordert, überfordert mich heillos. Ich bin ein sinnliches Wesen, kein in sich selbst versunkener Mystiker, und die Totalität meiner Wirklichkeit dessen, was ich Realität nenne, mein Leben, auch meine Innerlichkeit, sind mir so unvergleichlich viel näher, als der Glaube an einen unsichtbaren Gott, den ich nicht beweisen kann - nicht mal widerlegen kann ich ihn (wenn wenigstens das möglich wäre!!!).Ich kenne meinen Hang zum wishful thinking, und bin zu sehr Zweifler um hier zu einer Entscheidung durchzubrechen. Im Grunde bin ich enttäuscht darüber, dass es keine letztgültige Sicherheiten gibt - nur solche an die man glauben kann...Schöne Scheisse!
Uns so reihe ich mich ein in die Schar der Agnostiker, machs mir bequem zwischen den Stühlen und bin bis auf weiteres weder Fisch noch Fleisch. Machts gut einstweilen.

17 Kommentare:

  1. Ein guter Text, der mich sehr berührt.
    Ich habe es riskiert, darauf zu antworten:
    http://echoromeo.blogspot.de/2013/10/krise.html

    Liebe Grüße von Bastian

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  2. Setz Dich nicht unter Druck. Viele kleine Schritte führen zum Ziel und viele führen auch wieder weg. Mir hat sowohl die teilnehmende Beobachtung als auch Fasten und Beten geholfen. Man muß kein Mystiker (resp. religiöser Schwärmer oder Spinner) sein, um mit dem Herzen zu sehen, was Auge und Verstand nicht sehen. Dir alles Gute, auf Deinem Weg! T.

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    1. Vielen Dank, das wünsche ich Dir auch. Der agnostische Standpunkt ist immer der Schlechteste, wenn es gilt, ein ganzes Leben zu bestehen. Es ist mir so schwer gefallen, meinen Glauben vor mir und Anderen zu verantworten, und irgendwie habe ich wohl kapituliert, bin diesem Kampf müde geworden, der immer auch ein innerer Monolog gegen mich selber war. Alles Gute!

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  3. Mit den allerbesten Wünschen:
    http://kreuzknappe.blogspot.de/2013/10/wer-wei-da-rat-alarmruf-hilfe-ich-kann.html

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  4. Als Christen haben wir es doch ein Stück weit einfacher, zu glauben, weil wir eben nicht nur den unsichtbaren Gott haben... Werfen Sie doch mal wieder einen Blick in die Evangelien, dieser Jesus ist eine historische Person, die greifbar ist als Realität, Leben, Wirklichkeit... Vielleicht hilft Ihnen auch der letzte Brief Benedikts an diesen atheistischen Mathematiker, da geht es genau darum, dass wir eben an einen Gott glauben, der auf UNS zukommt, sich als Mensch in die Geschichte hineingibt und diese Nähe bis in den Tod hinein aushält... Denn dieser Tod ist nicht das letzte Wort...

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  5. Es gibt eine letztgültige Sicherheit, an die man nicht glauben muß: Den Tod.

    Und nach dem Tod kommt etwas, daß Du als "sinnliches Wesen" hier und heute nicht wahrnehmen kannst, sei es nun das große "Nichts", die Hölle, das Fegefeuer oder der Himmel. Wenn Du Dich nur auf Deine weltliche, sinnliche und materielle Erfahrung stützt, dann kannst Du von diesen Dingen nicht mit Bestimmtheit sagen, ob sie für Dich eintreten werden oder nicht.

    Das Problem scheint mir zu sein, daß Du Dich ins Weltliche, in das "Sichtbare", in Deine "Realität", in Dein "Leben" und in Deine "Innerlichkeit" einschließt, weil diese Dinge Dir vertraut sind und Dir von Deinen Sinnen verläßlich vermittelt werden.

    Glauben fordert eine persönliche Entscheidung jenseits dessen, was wir mit unseren fünf Sinnen wahrnehmen können, das ist richtig. Man muß sich als Christ aber immer bewußt sein, daß diese persönliche Entscheidung keine Antwort ist auf eine Frage, die die Menschheit sich seit ewigen Zeiten stellt, sondern daß diese persönliche Entscheidung eine Antwort ist auf das Angebot eines Gottes, der sich uns geoffenbart hat.

    Du arbeitest zweimal mit einem Komparativ ("Es ist mir aber nicht gelungen, in das Unsichtbare mehr zu vertrauen, als in das Sichtbare" und "... die Totalität meiner Wirklichkeit dessen, was ich Realität nenne, mein Leben, auch meine Innerlichkeit, sind mir so unvergleichlich viel näher, als der Glaube an einen unsichtbaren Gott, den ich nicht beweisen kann - nicht mal widerlegen kann ich ihn (wenn wenigstens das möglich wäre!!!)"). Es geht aber weniger darum, sich selbst zu fragen, ob der eigene Glaube in korrekter Relation zum Rest der persönlichen Erfahrung steht ("Ist mein Vertrauen groß genug?", "Ist mein Glaube mir nahe genug?"), sondern darum, Gott immer wieder darum zu bitten, den eigenen Glauben zu stärken und wachsen zu lassen. Der Glaube - das lehrt uns auch das Evangelium vom morgigen Sonntag - kann nie groß genug sein, also müssen wir ihn auch nicht vergleichen. Aber wir können uns klein genug machen, um selbst mit unseren Zweifeln, Schwächen und Unzulänglichkeiten vor Gott bestehen zu können.

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    1. Danke für Deinen Kommentar Alipius. Du gehst gleich in die Vollen...:)
      Du schreibst:
      "Und nach dem Tod kommt etwas, daß Du als "sinnliches Wesen" hier und heute nicht wahrnehmen kannst, sei es nun das große "Nichts", die Hölle, das Fegefeuer oder der Himmel. Wenn Du Dich nur auf Deine weltliche, sinnliche und materielle Erfahrung stützt, dann kannst Du von diesen Dingen nicht mit Bestimmtheit sagen, ob sie für Dich eintreten werden oder nicht."

      Das Problem ist einfach, dass wenn ich mich nicht nur auf die sinnlich erfahrbaren Dinge einlasse, wie geschehen, sondern auch das für mich mittlerweile Unglaubliche glaube, kann ich dennoch nichts mit Bestimmtheit sagen, weil der Zweifler in mir immer weiss, dass es soetwas wie Sicherheit eben nicht gibt. Ich habe Angst einer Illusion aufzusitzen. Ich suche die Wahrheit und finde nur mich... Ich bin hinter die Frage nach der Existenz Gottes zurückgefallen, wie schon so oft, aber diesmal härter. Erst wenn ich hier zu einer positiven Antwort komme, kann ich mich mit weiteren Fragen befassen, z.B. die ob Gott sich offenbart hat etc.

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  6. Lieber "Ichwesen",
    Das ist bestimmt ein schwieriger Zustand - zwischen den Stühlen - in einem Stuhlkreis? Das was Du gerade erlebst, hat sicher jeder schon erfahren. Ich wünsche Dir, dass Dir der hilft, den Du nicht siehst, aber vielleicht eines Tages wieder fühlst.

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  7. Liebes Ichwesen,

    eine mutige Entscheidung, Deinen Seelenzustand so offen hier darzulegen. Danke dafür, dass Du andere daran teilhaben lässt und so auch offen bist für mögliche Antworten oder sogar Hilfen. Ich wünschte, Du würdest unter den hier genannten Hilfe finden!

    Ja, Gott ist unsichtbar - aber gerade unser Glaube ist bezeugt durch Augenzeugen, Menschen, die den Sohn Gottes und so in Jesus Christus Gott selbst ("Wer mich sieht, sieht den Vater") gesehen haben. Die Kirche hat dieses Zeugnis bis auf den heutigen Tag getreu an uns überliefert. Wir haben die Heilige Schrift, in der einige der Worte und Taten Jesu aufgeschrieben und für uns überliefert sind.

    Vertrauen, ja, das ist notwendig. Aber - wenn nicht Jesus Christus, wem oder was willst Du dann vertrauen? Du wirst immer wieder enttäuscht werden. Aus eigener Erfahrung kann ich Dir das sagen: Vertrauen in andere Menschen wird immer wieder ent-täuscht werden, denn es ist eine Täuschung, dass andere treu sind. Und wir selbst sind auch nicht treu. Uns selbst gegenüber nicht und anderen gegenüber nicht. Immer wieder werden nicht nur andere uns, sondern auch wir uns selbst und andere ent-täuschen.

    Fides bedeutet "Vertrauen", aber auch "Treue" (auch das Wort "Vertrauen" enthält ja die "Treue"). Gott ist der einzige Getreue, der uns nicht ent-täuscht und den wir nicht enttäuschen können, weil er uns zutiefst (er-)kennt und liebt. Erst bei Ihm sind wir völlig geborgen und sicher.

    Vielleicht wird es Dir deutlicher, wenn Du, wie es schon jemand hier vorgeschlagen hat, im Neuen Testament liest. Vor allem das, was Jesus in Bezug auf seinen himmlischen Vater sagt...

    Von Herzen wünsche ich Dir, dass Du bald wieder ein Glaubens-Licht am Ende des Tunnels siehst und Dich von Gott gesehen und geliebt weißt.

    LG

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    1. Danke für Deinen Kommentar, er ist wie immer höchst willkommen. Mal schauen was die Zukunft bringen wird...
      Was Du über die Menschen geschrieben hast, macht mich betroffen, denn es klingt so desillusioniert. Sind die Menschen wirklich so untreu wie Du meinst? Wenn wir auf Erden sonst nichts finden können, so finden wir doch weinigstens einander. Der einzige Mensch, der mich wirklich enttäuscht hat im Leben bin ich selber, weil ich so unfertig bin, so schwach und so dürftig liebe... Könnte man nicht einmal mehr an seine Lieben glauben, was bliebe dann noch? Was bleibt mir dann noch? Ja es ist wahr, nach katholischer Überzeugung ist Gott in Jesus Mensch geworden, eine wunderbare Geschichte, aber er ist mir dadurch nicht näher gekommen, oder ich konnte ihm nicht näher kommen. Wenn Jesus mein Massstab des Menschseins wäre, kann ich nur versagen, weil er als Gottmensch Dinge vollbringen konnte, zu denen ich nie imstande wäre. Nochmals danke.

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  8. Es geht mir auch von Zeit zu Zeit so, seit ich denken kann, eigentlich, habe es auch mit dem Atheismus versucht (erschien mir konsequent) hat mir aber nicht gefallen, der ist zu unlogisch der Atheismus bzw. Agnostizismus.
    Seitdem ich wieder in die Kirche eingetreten bin, ist es nicht wesentlich besser geworden, von manchen Zeiten abgesehen. Ich geh dann immer beichten "Ich glaube nicht mehr, das und das ist doch dummes Zeug, Erfindung damit die Leute nicht aus dem Fenster springen...." (um es mal plakativ zu sagen)
    Es tut gut und manchmal geht es weg und manchmal bleibt es (um es kurz zufassen).
    Mein alter Pfarrer R.I.P. hat immer gesagt man muss sich deswegen keinen Kopf machen, diese Krisen seinen wie die Knoten am Gras die dafür sorgen, dass es hoch wachsen kann.
    Ich kann es gut verstehen das Leiden an der Ungewissheit, aber um mal die berühmte Geschichte von Martin Buber anzubringen: "Bedenke mein Freund, vielleicht ist es doch wahr."
    Oder Josef Ratzinger in der Einführung in das Christentum, da bringt er ein Bild aus einem Roman, wo ein schiffbrüchiger Missionar auf einem Stück Holz über den Ozean triebt und sagt "Das ist die Situation des Glaubenden, geheftet an ein Stück Holz (das Kreuz) das Kreuz aber an nichts geheftet, treibend über dem Abgrund.
    Langer Rede kurzer Sinn du bist nicht unglaubend, du kommst nur dem Geheimnis näher. Bet weiter, geh weiter zur Messe und lass dich nicht verwirren, weil das Gefühl nicht mehr ist.

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    1. Hallo Ester, danke für Deinen Kommentar. Ja der Atheismus kommt mir ebenfalls sehr unlogisch vor, denn die Wirklichkeit erlebe ich als zwispältig: Einerseits scheint sie mir alles zu sein (Totalität), andererseits ist aber die Tatsache ihrer Existenz ein gewaltiges, meinen Verstand übersteigenes Rätsel.
      Das Bild Josef Ratzingers gefällt mir, aber mir fehlt die Kühnheit, solches Vertrauen zu wagen.

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    2. Versuch es mit Romano Guardini "der Herr"
      Guradini ist der Zweifel nicht fremd, (seine Sprache ist für manche zu verschwurbelt, ich finde sie genial, das nur zur Info).
      Es finden sich darin so Sätze wie "der Baum der vor mir steht und mich zwingt um ihn herumzugehen, scheint mir realer zu sein, als ein Gott der der Schöpfer aller Dinge ist".
      Wie gesagt dein Zustand ist "normal" auf dem Glaubensweg und manche knappern da ein Leben lang dran.
      Als das Tagebuch der Mutter Theresa raus kam und all die ´Frommen um mich herum, die mit dem festen unangefochtenen Glauben, verklärt . verzückt brummten "Ja alle Heiligen machen das mit".
      Da dachte ich mir, weil es mir grad mal wieder "dunkel" ging, "Naja dann haste ja gute Karten".
      Das Problem ist, es versteht nur der, der es mitgemacht hat, und die meisten die drüber reden, haben keine Ahnung, weil ihnen die Erkenntnis des Johann Wolfgang Goethe fehlt "wer nie sein Brot mit Tränen aß...." (wobei ich schon weiß, dass Goethe jemand war der den Sprung in den Glauben auch nie gepackt hat. Goethe ist auch einer derjenigen die reiche beschenkt mit Gaben waren und deshalb eben einer der Reichen waren die durchs Nadelöhr nicht gehen wollten).
      Die Meister des geistlichen Lebens empfehlen in diese Zustände, die man früher "Dürre" oder auch "Trockenheit" nannte, einen festen erfahrenen geistlichen Begleiter, nur sind solche heutzutage kaum zu finden, deshalb muss man halt selber gehen, was zugegeben schwer ist.
      So gleichen wir geistlichen Trappern die den verschütteten Weg suchen und da auch wieder das Wort Benedikts in Freiburg, das mir durch und durch ist, als ich es gehört habe:
      Agnostiker, die von der Frage nach Gott umgetrieben werden; Menschen, die unter ihrer Sünde leiden und Sehnsucht nach dem reinen Herzen haben, sind näher am Reich Gottes als kirchliche Routiniers, die in ihr nur noch den Apparat sehen, ohne dass ihr Herz davon berührt wäre, vom Glauben.

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    3. Danke für Deinen Tipp, ich habe das Buch "Der Herr" noch in Deutschland, aber es ist schwer zu lesen, und ich habe nicht so recht hineingefunden. Icvh denke, ich werde es noch einmal probieren.

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  9. Lieber "Ichwesen",
    ja, wir Menschen sind alle Sinneswesen, wir müssen Gott mit unseren Sinnen wahrnehmen. Dieses Bedürfnis haben wir alle. Man kann nicht einfach nur theoretisch an Gott glauben, man muss Ihn erfahren.
    Ich habe einmal in einem Buch gelesen, dass Gott jedem von uns Zeichen der Liebe schenkt. Das hat mir sehr geholfen. Seitdem gehe ich mit offeneren Augen durch die Welt und nehme diese Geschenke auch wahr: Wenn sich der Himmel abends wunderbar verfärbt, danke ich unserem Schöpfer für das Gemälde aus Wolken und Licht, dass Er mir da so liebevoll an den Himmel pinselt. Oder auch ein Tier, das ich beobachten darf, ein liebes Wort oder ein freundliches Lächeln eines Mitmenschen,... Es gibt so viele schöne Dinge, die uns auf einmal unverhofft geschenkt werden. Jeder einzelne Mensch erhält von Gott Zeichen, die ihm sagen sollen: Ich liebe dich!
    Ich wünsche dir, dass du mit offenen Augen durch die Welt gehen kannst und die vielen kleinen und großen Geschenke unseres großen, leidenschaftlichen Liebhabers erkennen kannst, damit du Ihm wieder fest vertrauen kannst.
    Gottes Segen!
    Marinika

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  10. Liebes unbekanntes ichwesen,

    ich sehe dich nicht, ich spüre dich nicht, ich habe dich noch nie gesehen. Und doch sehe ich Deine Auswirkungen im Internet. Existierst Du wirklich, hast Du wirklich diesen Blog erschaffen?
    Schon wenn ich mich im Raum nebenan aufhalten würde und mich still verhielte,
    mich nicht rühren würde, merktest Du mich nicht. Nur wenn Du dich auf mich zubewegst, wirst Du mich finden. Und ich bin nur Mensch, wie ist es dann mit Gott?
    In Liebe Eine Mitzweiflerin

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  11. Marianne Paßlick8. Oktober 2013 um 20:09

    Lieber Ichwesen,

    Duschreibst, Du fühlst Dich zu gering, um Dir Jesu Leben als Vorbild zu nehmen, weil er als GOTT und Mensch soviel wunderbares vollbracht hat. ER selbst wird Dir entgegenkommen und Dir helfen, wenn Du weiter nach IHM suchst und offen für Sein Kommen und Bleiben aber auch Sein Dich suchen bleibst. Denn nicht nur Du suchst IHN, Sei gewiß, ER sucht auch Dich und wird Dich finden, wenn Du Dich finden lassen willst.

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