Mittwoch, 12. September 2012

"Ein Glaube kann dem Nullpunkt zustreben, ohne dass ein Zweifel ihn anflöge. Sich höhlend, sich veräußerlichend, allmählich vom Leben zum Formalismus übergehend, kann er auch härten und den Anschein prächtiger Stärke gewinnen. Die Rinde ist erstarrt, der Stamm innen faul."
( Henri de Lubac, Glaubensparadoxe) 

Im Grunde eine schreckliche Vorstellung, dass der Glaube im Menschen langsam abstirbt ohne das es einem bewusst wird. Kann es wirklich sein, dass das Wasser lebendigen Glaubens unbemerkt austrocknet, oder zu bloßer Formelhaftigkeit gefriert? Wie lange vermag ein Mensch eine solche Illusion lebendigen Glaubens aufrecht zu erhalten, eher er dessen gewahr wird?
Ist es zum Beispiel möglich, dass man - durchaus gut gemeint - seinen Glauben im Engagement für eine gute Sache allmählich verliert, weil man bei zu viel Weltzugewandheit den inneren Bezug zu Gott selbst verliert, das man sich in der Welt "verirrt"?
Ich glaube es war Thomas von Aquin der sagte, dass die Gnade die Natur vorraussetzt. So kann man also folgern, dass es unserer Verantwortung obliegt, uns für diese Gnade offenzuhalten. Und was ist Glaube anderes als eine Gnade, ein Geschenk?
Es ist wohl kein Zufall, dass Mäßigung und Klugheit zu den christlichen Kardinaltugenden gehören, geht es doch immer auch darum, unsere Motivationen regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen und klug abzuwägen, wieviel Zeit wir den verschiedenen Aufgaben  unseres Leben einräumen wollen.

Ich glaube, dass der Autor indirekt auf die Wichtigkeit des innigen Betens hinweist, und darauf, dass christliches Leben immer ausbalanciert werden muss zwischen geistlichem Bemühen um eine Beziehung zu Christus einerseits, und einem Wirken im Weltlichen, dass seine Kraft aus dem geistlichen Leben bezieht. Mir ist dieser Text eine Mahnung, nicht das ich durch ein übertrieben starkes, weltliches, Engagement aufgefallen wäre, aber die Gefahr, dass der Glaube allmählich versandet durch zuviel Rationalisierung und zuwenig Gebetspraxix, ist mir nicht fern.




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