Ich bin gerade zu Besuch bei Verwandten in Nordrheinwestfalen und habe bei dieser Gelegenheit eine kleine romanische Kirche aus dem 10 Jahrhundert besichtigt. Wie man einer Infotafel entnehmen konnte, hatte diese Kirche allerlei Umbauarbeiten hinter sich. Auch im Inneren hatte sich einiges getan, in der Kirche war ein schöner barocker Hochalter zu bewundern, ein Anblick der nur durch eine kleine, graue "Konzilskiste" getrübt wurde, die unglaublich störend auf das Gesamtensemble wirkte. Ich gebe es zu, ich mag es nicht wenn man Altartische vor die alten Hochaltäre stellt, denn meiner Meinung nach zerstört das meistens die innerer Harmonie eines solchen Kirchenraumes, in dem ja letztlich alles auf den im Osten stehenden Hochaltar abgestimmt ist. Da ist der Mittelgang, der an Säulen vorbei dem Hochaltar in der Apsis zustrebt, dem Ort wo himmlisches irdisches berührt, und plötzlich steht da dieser Tisch im Weg... Wie ich dann später erfuhr, findet in dieser Kirche seit der letzten Pfarreizusammenlegung nicht einmal mehr eine Sonntagsmesse statt, zuwenig Gläubige und zuwenig Pfarrer - traurig. Für heute steht Rosenkranzgebet auf dem Programm, anschließend Seniorenmesse wie ich dem Aushang entnehmen konnte. Die Kirche war fast leer, vielleicht 8 Anwesende, Altersdurchschnitt ca. 60 aufwärts. Links von mir saßen, auf der anderen Seite des Mittelganges, drei ältere Damen, und eine davon erzählte von früheren Operationen, und das in einer Lautstärke, die taktlos war. Ich mag es schon im Kino nicht wenn sich Leute während des Films unterhalten, oder wenn Leute im Zug laut telefonieren, aber in einer Kirche laut miteinander zu reden finde ich einfach nur empörend, dieses Maß an Unachtsamkeit...
Teil 2.
Anlass meines Besuchs war die Taufe und anschließende Konfirmation meines 14 jährigen Neffen. Der Gottesdienst fand in einer evangelisch - lutherischen Kirche statt. Die Pastorin lud alle Teilnehmer - auch die anderer Konfessionen - herzlich dazu ein, am Abendmahl teilzunehmen. Das könnte man auch als Aufruf zum Ungehorsam interpretieren. Da ich neben meiner Mutter der einzige Katholik in der Familie bin, war für mich klar, dass ich am Abendmahl nicht teilnehmen würde, was mir die Trennung der Konfessionen wieder einmal schmerzlich ins Bewusstsein gebracht hat. Dass ich mit dem Rest meiner Familie nicht gemeinsam kommunizieren kann,
ist einfach sehr traurig, und es wird auch nicht dadurch einfacher, dass eigentlich niemand den ich kenne so
recht versteht, wo eigentlich das Problem ist. Die Trennung wird als solche von vielen offenbar gar nicht mehr wahrgenommen, Katholiken gehen wie selbstverständlich zum Abendmahl, und Protestanten haben häufig keine Bedenken die Eucharistie zu empfangen, wie ich unlängst während einer Exerzitienwoche in einem Benediktinerinnenkloster sehen konnte. Total normal! Es war wohl ursprünglich angedacht, dass sich nach der Konfirmation alle Verwandten nach vorn begeben, um das Abendmahl zu empfangen, dem sah ich mit Grausen entgegen, denn für mich war das gewissermaßen eine Zwickmühle. Gehe ich nach vorne um dann abzulehnen? Nein - natürlich nicht. Also sitzenbleiben, was dann wiederrum für Rückfragen sorgen würde und vielleicht meinen Neffen traurig gemacht hätte. Der reinste Krampf, es kam dann aber zum Glück zu einem anderen Ablauf. Während die Gläubigen nach und nach langsam nach vorne gingen, sah ich mit einigem Unbehagen, dass die Gläubigen die Oblate nicht eigentlich empfingen, sondern das jeder sich eine Oblate aus einem Körbchen fischte, und sie dann in den Kelch mit Traubensaft getaucht hat. Meiner Ansicht nach ein Unding. Ich glaube nicht, dass es hier nur um eine Stilfrage geht, sondern darum, dass der Glaube an die Gegenwart Christi in Brot und Wein immer mehr verloren geht. Wieviel Erfurcht ist noch dabei, wenn man sich eine Oblate herausnimmt, sie in den Traubensaft taucht, vielleicht noch kurz abtropfen
lässt und dann in den Mund steckt? Meiner Ansicht nach hat das was achtloses und beiläufiges.
Für meinen Neffen habe ich mich dann aber gefreut, denn er meinte später zu mir, dass er sich nicht - so wie ich damals - nur wegen der Kohle hat konfirmieren lassen, sondern zum Glauben gefunden hätte. ( Über das Geld hat er sich natürlich trotzdem gefreut. )
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