Sonntag, 15. April 2012

Beichten

Ich habe den Karsamstag genutzt um eine Beichte abzulegen. Nach einer langen spirituellen Durststrecke war das ein Labsal für mich. Ich war zu Besuch in einer mir fremden Gemeinde und habe dort zum erstenmal die Beichte als etwas sehr beglückendes erlebt, als etwas, dass ich noch heute in meinem Herzen mit mir trage. Klingt das banal? Meine erste Beichte habe ich kurz vor meiner Firmung vor ca. 3 Jahren abgelegt, und seitdem in unregelmäßigen Abständen immer mal wieder, wenn ich das eher diffuse Gefühl verspürte, dass sich da einiges angesammelt hatte was einer Klärung bedarf. Zu beichten hatte für mich wohl doch mehr den Charakter einer - man verzeihe mir den Ausdruck "spirituellen Trockenübung". Trockenübung  deshalb, weil mir Wert und Sinn einer Beichte nicht aus eigenem Erleben zugänglich wurden. Ich habe viel über den Sinn der Beichte gelesen, aber ich weiß jetzt, dass es mit Bescheidwissen allein nicht getan ist. Eigentlich wusste ich das vorher auch schon, nur eben nicht so richtig, wenn Ihr versteht was ich meine. Das ist typisch für mich, ich setze mich mit der "Theorie der Beichte" auseinander, so wie man sich z.B. mit den binomischen Formeln auseinandersetzt und denke, dass ich es kapiert habe. Nun ja, diesmal aber trieb mich das Bedürfnis, mein Innerstes preiszugeben, oder es wenigstens offenherziger zu versuchen, bereit eine Gnade als Geschenk zu empfangen, ohne mir vorher den Kopf darüber zu zerbrechen, wo mich in meinem Leben überall etwas durch mein Verhalten von Gott getrennt haben könnte, und ohne bis ins Detail mein Innerstes auszuloten. Damit will ich übrigens nicht sagen, dass ich eine ehrliche Gewissenserforschung vor einer Beichte für überflüssig halte.
Ich glaube, dass ich die Beichte immer mit einem Heilsautomatismus gleichgesetzt habe der mir suspekt war, und der mir den Zugang zu diesem Sakrament verbaut hat. Jetzt glaube ich besser zu verstehen was Thomas von Aquin vielleicht gemeint hat, als er sagte, dass die Gnade die Natur vorraussetzt. Wenn man sich innerlich öffnet und sich bereit macht für das zu Empfangende, dann kann man vielleicht etwas erahnen von der Gnade die einem teilhaftig wird, wohingegen rationales Erwägen und ein gepflegter Skeptizismus den Zugang verbauen. Letzteres hat natürlich seine Berechtigung, aber nicht im Beichtstuhl, wo es um anderes geht. Ein erster Schritt ist getan, und auch wenn ich sicher bin, dass es nicht immer so sein wird, dass eine Beichte als warhaftiges Geschenk von mir empfunden wird - denn dieses Bereitsein ist eine schwierige Übung für mich - so weiß ich doch ein bißchen mehr darüber, warum ein Sakrament auch als Zeichen der Nähe Gottes bezeichnet wird, und diesmal nicht aus Büchern...

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