Palimpalim, da bin ich wieder. Aus mir ist noch immer kein Atheist geworden. Komisch oder? Dieses Dasein zwischen den Stühlen ist noch immer recht unbequem. Was bin ich doch entscheidungsschwach. Aber es gibt im Leben keine Sicherheit ausser dem Tod und die Entscheidung für eine bestimmte Religion oder politische Idee ist mir suspekt. In diesem einen, kleinen Leben habe ich Angst, dass ich mich vielleicht für das Falsche entscheiden könnte und was ich mit Überzeugung glaube soll auch wirklich wahr sein und nicht falsch. Das klingt naiv nicht wahr? Warum nur muss jede Überzeugung/Theorie oder Ideologie offene Flanken haben, die es angreifbar machen? Warum mein übergrosser Wunsch nach Sicherheit, wo ich doch weiss, dass es absolute Sicherheit nicht geben kann, dazu ist der menschliche Geist nicht "wahrheitsfähig genug". So jedenfalls empfinde ich das. Ich spüre, dass mein Wunsch nach Sicherheit und Wahrhaftigkeit eigentlich die Antithese zum Leben darstellt, denn sie lähmt mich und lässt mich innerlich zur Salzsäule erstarren. Ich möchte raus aus dieser kleinbürgerlich-behaglichen Pseudosicherheit, in der das Konsumieren von alles möglichen die Todesängste lindert und mich so in die Passivität treibt. Für mich ist das ein elementares Problem, denn es gibt ihn, jenen Teil in mir, der Glauben möchte, denn es gibt Aspekte des christlichen Glaubens, die ich unbedingt positiv finde. Bspw. der Grundsatz von der unbedingten Würde des Menschen, die unabhängig vom gesellschaftlichen Status Gültigkeit hat. Aber ich sehe auch, dass unsere Gesellschaft so nicht funktioniert. Ich komme mehr und mehr zum Schluss, dass wir in keiner sehr menschenfreundlichen Gesellschaft leben. Mir scheint, dass der Wert des Menschen viel über seine Leistungsfähigkeit, seinen Beitrag zur Wertschöpfungskette, definiert wird. Und dieses Gefühl empfinde ich als Kränkung, ja als Verrat am Menschen selbst. Kann Religion, oder besser allgemein der Glaube an einen Gott diesen Kreislauf aus Statusdenken, Besitz und Autoritätshörigkeit durchbrechen? Ist nicht auch die Kirche eine Autorität, sogar eine mit unbedingten Wahrheitsanspruch? Aus meiner Biographie heraus habe ich im Rahmen fortschreitender Selbstreflexionen eine grosse Skepsis gegenüber Autoritäten entwickelt, da sich viele Autoritäten, zumal väterlich - männliche, letztlich als unterdrückerische Luftnummern herausgestellt haben. Ist also Religion im Kern autoritär? Aber soll uns die Wahrheit nicht frei machen? Freiheit statt doktrinärer Bevormundung? Ich habe einfach die Sorge, dass meine Hinwendung zum Katholizismus vielleicht das Produkt einer schon sehr früh verinnerlichten Anpassung an Autoritäten sein könnte, die schlicht aus der Notwendigkeit entstand, als Kind überleben zu müssen, da man als Kind auf Gedeih und Verderb auf die Hilfe der Eltern angewiesen ist. Ich merke einfach, wie schnell ich einerseits bereit bin, mich einer Autorität unterzuordnen, um gleichzeitig dann aber gegen selbige zu rebellieren. Wieviel Gefühle musste ich als Kind unterdrücken, um mich sicher fühlen zu können? Es tut weh darüber zu schreiben, aber ich möchte lieber im Zweifel und Indifferenz sterben, als mit eisenharten Gottvertrauen zu leben, nur weil mir das eine vielleicht nur scheinbare Sicherheit verleiht.Vielleicht hat der spanische Philosoph Jose Ortega y Gasset recht, als er in einer Gedenkschrift zu Goethes 100. Todestag in etwa sinngemäss davon sprach, dass das Leben seinem Wesen nach immer ein ständiger Schiffbruch ist, dass Schiffbruch aber nicht gleich Ertrinken bedeutet und dass das Gefühl von Schiffbruch, da es die Wahrheit des Lebens ist, bereits die Rettung bedeutet.(Ortega y Gasset, 1932/1934: Um einen Goethe von innen bittend). Ist vielleicht Christus die Rettung? Hat nicht auch er ein ums andere Mal Schiffbruch erlitten, wenn er sich mit den damaligen Autoritäten angelegt hat? Niemand vermag sich vorzustellen, wie gerne ich das glauben würde, aber mein Glaube bleibt akademisch und somit substanzlos. Da ist keine Begegnung mit dem Auferstandenen, aus der ich Hoffnung schöpfen könnte. Und das macht mich wirklich sehr traurig und hoffnungslos, denn wo sonst ist Hoffnung? Ich liebe das Leben von ganzem Herzen, denn es gibt soviel schönes, auch und insbesondere in der Begegnung mit anderen Menschen, auch wenn mir Menschen oft ein Rätsel sind (einschliesslich und insbesondere ich mir selbst). Aber wenn es wirklich nur dieses Leben gäbe und danach nichts mehr, würde ich wirklich verzweifeln, denn ich werde immer unfertig und lückenhaft bleiben. Die vielen Fäden, die dann einfach lose liegenbleiben würden, wenn ich sterbe, ohne Aussicht auch Vollendung. Ohne Auflösung all der Rätsel, die einem das Leben aufgibt.... Schreckliche Vorstellung für mich. Aber ich habe zur Kenntnis zu nehmen, dass es auch überzeugte Atheisten gibt. Wie halten die das nur aus?
OK. Genug für einen Tag. Über Kommentare freue ich mich wie immer.
Meine Sicht der Dinge
Betrachtungen eines Konvertiten
Donnerstag, 11. Mai 2017
Montag, 25. August 2014
Statusmeldung
Ich wollte mich mal wieder melden. Nach meinem "coming out" in Sachen Unfähigkeit an Gott glauben zu können, hat sich an dieser Situation nicht viel verändert. Immer mehr aber erlebe ich meine de Facto agnostische Haltung wie eine Wunde die nicht heilen kann. Ich meine das ganz ohne Schuldgefühle, sondern eher als eine Feststellung, eine übrigens, die mich traurig macht. Es ist irritierend und lässt mich nicht zur Ruhe kommen, tatsächlich ist das Thema Glaube und Gott nach wie vor stark präsent in meinem Denken und ich möchte das auch, da für mich die Auseinandersetzung mit den "letzten Dingen", den existentiellen Fragen des Daseins zu einem gelungenen, verantwortlichen Lebensvollzug dazugehört. In meiner Vorstellung, in der ich gewöhnlich der bin, der ich gerne wäre, führe ich häufig Dialoge mit anderen Menschen, die die Existenz Gottes für eine Illusion halten, und ich bin dann derjenige, der wortgewandt und eloquent für die Vernunft des Glaubens an Gott argumentiert. Wieso? Überflüssig zu erwähnen, dass ich in diesen Diskussionen natürlich immer die besseren Argumente habe - ähem. Ich schrieb einmal, dass ich nie ein Atheist sein könnte, weil das meiner Vorstellung von Vernunft widersprechen würde, aber was nützt schon die ganze Vernunft eines Menschen, der nicht vertrauen kann? Ich bewundere und respektiere es, wenn sich jemand ohne Überlegenheitsattitüde als Atheist bezeichnet, ich meine jemanden, der wirklich aus Überzeugung und eigenem Nachdenken die elementare Grundentscheidung getroffen hat, ein Leben als Atheist zu führen. Ich stelle mir vor, dass auch ein solcher Lebensvollzug ein hohes Mass an Vertrauen vorraussetzt, vielleicht sogar mehr als bei einem gläubigen Menschen, der ja immer auch Trost in seiner Überzeugung findet. Bin ich also in Wirklichkeit jemand, der nicht aus Vernunftsgründen kein Atheist sein kann, sondern eigentlich ebenfalls aus Mangel an Vertrauen? Die Frage schmerzt mich, weil sie mich bis ins Innerste berührt. Meine momentane Situation, mein "rumeiern", mein Unvermögen bei gleichzeitiger Sehnsucht "durchzubrechen" zu einer wahrhaftigen Entscheidung, schmerzt. Meine agnostische Grundhaltung enthält kein Bescheidenheitspathos, sondern wird von mir als defizitär wahrgenommen aber ganz ohne Selbstanklage. Meine Vernunft sagt mir nach wie vor, dass die Annahme der Existenz Gottes die plausiblere Option ist, da sie für meinen Verstand die geringere Zumutung darstellt. Die Vernunft sagt mir aber auch, dass es vernüftig ist zu vertrauen. Anders ausgedrückt: Ich glaube, dass es vernünftig ist zu vertrauen. Aber für mich ist der Sprung vom Philosophengott zum lebenden, liebenden Beziehungsgott schier unendlich gross, auch wenn in einer Enzyklika (fides et ratio?) die Rede davon ist, dass Gott mit "dem Lichte der natürlichen Vernunft mit Sicherheit erkannt werden kann" (Zitat möglicherweise vom originalen Wortlaut abweichend). Wäre dem wirklich so, bräuchte ich kein Vertrauen - oder? Dann hätte ich Gewissheit. Ich müsste einfach nur auf die Kraft meiner Vernunft vertrauen, also jenes Vertrauen haben, dass eben nicht der Glaube meint, der ja in der christlichen Perspektive als übernatürliche Gabe, als Geschenk von Gott auf den Menschen zukommt, und schon wäre der Knoten geplatzt. Vielleicht bin ich aber auch eingebildet und habe zu grosses Vertrauen in die Kraft meiner Vernunft, die, weil sie Gott nicht finden kann, zu dem Rückschluss kommt, dass es Gott nicht gibt. Aber dann wäre ich Atheist, was ja nunmal nicht der Fall ist, zudem weiss ich wohl, dass die Vernunft ein zwispältiges und rutschiges Pflaster sein kann, denn es gibt sie nicht unter den Menschen, DIE VERNUNFT an sich. Menschen haben nunmal häufig unterschiedliche Vorstellungen davon, was vernünftig ist. Im übrigen scheint es mir so zu sein, dass ein Rückschluss von einer (in religiöser Terminologie gesprochen) unvollkommenen Schöpfung zu einem, notwendigerweise vollkommenden Schöpfer im Prinzip unlogisch wäre und somit unvernünftig. Mit unvollkommen meine ich hier keineswegs all das, was Menschen einander antun, auch die Schöpfung an sich enthält allerlei Schrecknisse in Form von Naturkatastrophen, die über Teile der geplagten Menscheit hereinbrechen und zahlloses Leid verusachen. Kein Mensch ist dafür verantwortlich, es passiert einfach, und darüber komme ich nicht hinweg. Seebeben, Tsunami, tausende sterben! Ausdruck einer vollkommenden Welt? Das Konzept der Ursünde bietet immerhin ein halbwegs ganzheitliches Erklärungsmodell für die Schrecknisse, die der menschlichen Verfasstheit, der"human condition" zuzuordnen sind, aber Plattentektonik als Folge einer Ursünde? Wäre es vernünftig das zu glauben? Woher soll ich dieses Vertrauen nehmen? Ein frommes "Der Herr wirds schon richten" reicht mir einfach nicht, und die Vermutung eines guten Freundes der unlängst anmerkte, dass es mir vielleicht an der nötigen Demut fehlt, weil ich mir anmasse alles verstehen zu wollen, war auch nicht wirklich hilfreich. Ich möchte ja nicht alles verstehen können, aber die Fragen und Zweifel die ich habe, kann ich auch nicht einfach ignorieren. Welche Antworten gibt es aus religiöser Perspektive auf meine Fragen?
Ich werde auch zukünftig wieder häufiger schreiben, meine Suche soll auch nicht vergebens sein, und gern teile ich hier mit, was mich bewegt, auch wenn die ursprüngliche Intention meines Blogs damit etwas verändert wird, geht es mir nach wie vor um das, was unsere Welt letztlich verstehbar macht, nämlich der Sinn des Ganzen. Über Kommentare freue ich mich und werde sie nicht unbeantwortet lassen.
Ich werde auch zukünftig wieder häufiger schreiben, meine Suche soll auch nicht vergebens sein, und gern teile ich hier mit, was mich bewegt, auch wenn die ursprüngliche Intention meines Blogs damit etwas verändert wird, geht es mir nach wie vor um das, was unsere Welt letztlich verstehbar macht, nämlich der Sinn des Ganzen. Über Kommentare freue ich mich und werde sie nicht unbeantwortet lassen.
Samstag, 5. Oktober 2013
Vielen Dank - einige Anmerkungen unsortiert.
An alle die einen Kommentar hinterlassen haben, richte ich meine herzlichen Grüsse und möchte nicht verschweigen, dass ich mich sehr gefreut habe. Tatsächlich war ich sogar ein bisschen gerührt, mit soviel Reaktionen habe ich nicht gerechnet... Vielen Dank an dieser Stelle.
Ich nehme diese Kommentare zum Anlass, etwas weiter auszuholen, auch wenn ich befürchte, dass ich mich vielleicht letztlich nur wiederhole, und das meine Gedanken so oder ähnlich schon tausendmal formuliert wurden. Das hier sind eben meine Gedanken, und aus meinen Zweifeln habe ich auch in meinem Blog nie ein Hehl gemacht, und finde nach wie vor, dass sie auch zu einem katholischen Blog dazugehören.
Für mich entscheidend ist die quasi vorreligiöse Frage nach der Wahrheit: Gibt es Gott? Natürlich kann ich diese Frage nicht wirklich beantworten, denn eine solche Wahrheit wäre ja für den menschlichen Verstand nicht zu fassen. Also geht es um die Frage, ob ich bereit bin darauf zu vertrauen, dass es diese Wahrheit ausserhalb meiner Selbst gibt. Aber was bedeutet mir eine Wahrheit, die ich nicht fassen kann, als Grundlage für eine Entscheidung, die ich streng genommen nicht treffen kann, eben weil es hier um mein Leben geht, und die Grundlage jederzeit angreifbar ist??!? Absurd!
Es geht eben um Vertrauen das ich nicht aufbringen kann. Man wird geboren, entwickelt ein Ichbewusstsein, wird sich also seiner Selbst bewusst, und erkennt kurz darauf, dass das alles früher oder später wieder vorbei ist: Man stirbt. Hm blöd, muss das denn sein, könnte es nicht einfach irgendwie weitergehen, so nach dem Tod oder so...? Man wird älter und eine bestimmte Frage (siehe oben) wird drängender, die Schwarze Wand, die auf mich zurast wird - scheints - immer schneller, diese Ungeheuerlichkeit dieTod genannt wird, da muss es doch noch irgendetwas geben verdammt...
Klingt albern, aber solche Gedanken habe ich manchmal, und sie klingen für mich verdächtig nach Wunschdenken... Zumindestens bin ich misstrauisch.
Die Aussicht auf ein ewiges Leben (Himmel/Hölle etc.) belastet mich, weil es verbunden ist mit der vertrauensvollen Annahme oder eben vertrauenslosen Ablehnung des Unsichtbaren (Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins - ach lassen wir das!). Wie gesagt, für beides fehlt mir die Kraft, und Beten ist in so einem Zustand natürlich schwierig... Jedenfalls für mich. Die Aussicht auf vertrauensvolle Annahme eines "nur" endlichen Lebens, nimmt mir diesen Druck, und ich kann so sein wie ich bin, schwach, nie nur gut, nie nur böse, schwankend ein Leben lang zwischen Laster und Tugend, aber ohne die Bürde sich entscheiden zu müssen. Man muss dann einfach nur akzeptieren, dass das Leben im Kern absurd ist, und sich darin irgendwie einrichten. Das ist schon alles (prrruuuuust, muahhahaha).
Ich fange an zu ironisieren, das ist meistens ein schlechtes Zeichen.
Die letzten Jahre seit meiner Konversion zur katholischen Kirche waren in gewisser Weise sehr Ertragreich, will sagen bereichernd für mich. Die Beschäftigung mit Theologie und Philosophie war höchst interessant, aber zum Glauben hat sie mich nicht geführt. Glaube ist vielleicht doch nicht nur eine Sache des Vertrauens, sondern auch der Disziplin und Hartnäckigkeit, des "am Ball bleibens", damit einem am Ende nicht der Siegeskranz verwehrt bleibt - wie Paulus in etwa sinngemäss sagte.
Vielleicht liegt auch hier ein Teil des Problems bei mir, denn wenn ich mich auf den Weg mache um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, und hier in der Schweiz gibt es für einen Wanderer wie mich viele schöne Ziele, dann möchte ich zweierlei wissen: Zum einen, dass dieses Ziel für mich - wenn auch mit Mühe - erreichbar ist, und zum anderen, dass es dieses Ziel auch wirklich gibt. Ist beides für mich klar, kann ich mich anstrengen, aber die fragliche Wirklichkeit Gottes kann für mich momentan kein Ziel sein, für das ich mich auf den Weg machen werde, auch wenn ich das damit verbundene Dilemma sehr bewusst wahrnehme, und mich das Ganze traurig macht. So ist es eben bei mir.
Ich könnte kein Atheist sein, schon aus Gründen der Vernunft, denn ich kann ja schlecht behaupten, dass die Grenzen meiner Vernunft auch die Grenzen der Wirklichkeit sind. Wer kennt diese Grenzen schon? Das zu behaupten wäre menschliche Hybris. Aber wenn Gott das "radikal Andere" ist, kann ich auch kein Theist sein, denn wie soll mein an Raum und Zeit gebundener Verstand zu einer Erkenntnis Gottes fähig sein? Woher weiss ich, dass das was ich zu Spüren oder zu Erkennen glaube nicht letztlich Einbildung, Wunschdenken, Prägung oder was auch immer ist. Was in uns sollte uns dazu befähigen? Eine unsterbliche Seele?, ein göttlicher Funke? Ich weiss es nicht. Die katholische Kirche sagt, dass der Glaube eine übernatürliche Gabe ist, die von Gott zu uns kommt, und das wir die Freiheit haben, dieses Geschenk anzunehmen oder abzulehnen. Habe ich diese Freiheit auch? Habe ich den Glauben als ein Geschenk von Gott erhalten? Wollte ich dann, dass mir das Geschenk wieder abhanden kommt?!? Oder ist es so, wie es mir jetzt scheint, dass mein Glaube vielleicht auf Wunschdenken beruhte, auf der Suche nach Halt in einer oft haltlosen Welt voller Irrungen und Wirrungen, in der Fragilität des Lebens auf der Suche nach dem Sinn, der mir ein wenig Sicherheit verspricht. Ja das klingt lausig, ich weiss, und was die Kirche darüber schreibt, ist alles andere als belanglos, das weiss ich sehr wohl, aber solche Gedanken und Gefühle beherrschen mich immer wieder mal, und letztlich bleibt mir nur - ja was?
Ich bin einfach zu keiner so radikalen Entscheidung fähig.
Ich nehme diese Kommentare zum Anlass, etwas weiter auszuholen, auch wenn ich befürchte, dass ich mich vielleicht letztlich nur wiederhole, und das meine Gedanken so oder ähnlich schon tausendmal formuliert wurden. Das hier sind eben meine Gedanken, und aus meinen Zweifeln habe ich auch in meinem Blog nie ein Hehl gemacht, und finde nach wie vor, dass sie auch zu einem katholischen Blog dazugehören.
Für mich entscheidend ist die quasi vorreligiöse Frage nach der Wahrheit: Gibt es Gott? Natürlich kann ich diese Frage nicht wirklich beantworten, denn eine solche Wahrheit wäre ja für den menschlichen Verstand nicht zu fassen. Also geht es um die Frage, ob ich bereit bin darauf zu vertrauen, dass es diese Wahrheit ausserhalb meiner Selbst gibt. Aber was bedeutet mir eine Wahrheit, die ich nicht fassen kann, als Grundlage für eine Entscheidung, die ich streng genommen nicht treffen kann, eben weil es hier um mein Leben geht, und die Grundlage jederzeit angreifbar ist??!? Absurd!
Es geht eben um Vertrauen das ich nicht aufbringen kann. Man wird geboren, entwickelt ein Ichbewusstsein, wird sich also seiner Selbst bewusst, und erkennt kurz darauf, dass das alles früher oder später wieder vorbei ist: Man stirbt. Hm blöd, muss das denn sein, könnte es nicht einfach irgendwie weitergehen, so nach dem Tod oder so...? Man wird älter und eine bestimmte Frage (siehe oben) wird drängender, die Schwarze Wand, die auf mich zurast wird - scheints - immer schneller, diese Ungeheuerlichkeit dieTod genannt wird, da muss es doch noch irgendetwas geben verdammt...
Klingt albern, aber solche Gedanken habe ich manchmal, und sie klingen für mich verdächtig nach Wunschdenken... Zumindestens bin ich misstrauisch.
Die Aussicht auf ein ewiges Leben (Himmel/Hölle etc.) belastet mich, weil es verbunden ist mit der vertrauensvollen Annahme oder eben vertrauenslosen Ablehnung des Unsichtbaren (Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins - ach lassen wir das!). Wie gesagt, für beides fehlt mir die Kraft, und Beten ist in so einem Zustand natürlich schwierig... Jedenfalls für mich. Die Aussicht auf vertrauensvolle Annahme eines "nur" endlichen Lebens, nimmt mir diesen Druck, und ich kann so sein wie ich bin, schwach, nie nur gut, nie nur böse, schwankend ein Leben lang zwischen Laster und Tugend, aber ohne die Bürde sich entscheiden zu müssen. Man muss dann einfach nur akzeptieren, dass das Leben im Kern absurd ist, und sich darin irgendwie einrichten. Das ist schon alles (prrruuuuust, muahhahaha).
Ich fange an zu ironisieren, das ist meistens ein schlechtes Zeichen.
Die letzten Jahre seit meiner Konversion zur katholischen Kirche waren in gewisser Weise sehr Ertragreich, will sagen bereichernd für mich. Die Beschäftigung mit Theologie und Philosophie war höchst interessant, aber zum Glauben hat sie mich nicht geführt. Glaube ist vielleicht doch nicht nur eine Sache des Vertrauens, sondern auch der Disziplin und Hartnäckigkeit, des "am Ball bleibens", damit einem am Ende nicht der Siegeskranz verwehrt bleibt - wie Paulus in etwa sinngemäss sagte.
Vielleicht liegt auch hier ein Teil des Problems bei mir, denn wenn ich mich auf den Weg mache um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, und hier in der Schweiz gibt es für einen Wanderer wie mich viele schöne Ziele, dann möchte ich zweierlei wissen: Zum einen, dass dieses Ziel für mich - wenn auch mit Mühe - erreichbar ist, und zum anderen, dass es dieses Ziel auch wirklich gibt. Ist beides für mich klar, kann ich mich anstrengen, aber die fragliche Wirklichkeit Gottes kann für mich momentan kein Ziel sein, für das ich mich auf den Weg machen werde, auch wenn ich das damit verbundene Dilemma sehr bewusst wahrnehme, und mich das Ganze traurig macht. So ist es eben bei mir.
Ich könnte kein Atheist sein, schon aus Gründen der Vernunft, denn ich kann ja schlecht behaupten, dass die Grenzen meiner Vernunft auch die Grenzen der Wirklichkeit sind. Wer kennt diese Grenzen schon? Das zu behaupten wäre menschliche Hybris. Aber wenn Gott das "radikal Andere" ist, kann ich auch kein Theist sein, denn wie soll mein an Raum und Zeit gebundener Verstand zu einer Erkenntnis Gottes fähig sein? Woher weiss ich, dass das was ich zu Spüren oder zu Erkennen glaube nicht letztlich Einbildung, Wunschdenken, Prägung oder was auch immer ist. Was in uns sollte uns dazu befähigen? Eine unsterbliche Seele?, ein göttlicher Funke? Ich weiss es nicht. Die katholische Kirche sagt, dass der Glaube eine übernatürliche Gabe ist, die von Gott zu uns kommt, und das wir die Freiheit haben, dieses Geschenk anzunehmen oder abzulehnen. Habe ich diese Freiheit auch? Habe ich den Glauben als ein Geschenk von Gott erhalten? Wollte ich dann, dass mir das Geschenk wieder abhanden kommt?!? Oder ist es so, wie es mir jetzt scheint, dass mein Glaube vielleicht auf Wunschdenken beruhte, auf der Suche nach Halt in einer oft haltlosen Welt voller Irrungen und Wirrungen, in der Fragilität des Lebens auf der Suche nach dem Sinn, der mir ein wenig Sicherheit verspricht. Ja das klingt lausig, ich weiss, und was die Kirche darüber schreibt, ist alles andere als belanglos, das weiss ich sehr wohl, aber solche Gedanken und Gefühle beherrschen mich immer wieder mal, und letztlich bleibt mir nur - ja was?
Ich bin einfach zu keiner so radikalen Entscheidung fähig.
Freitag, 4. Oktober 2013
Tja - schwierig. Ein katholischer Blogger der langsam vom Glauben abfällt. Was soll man dazu sagen? Kurz gesagt würde ich es so ausdrücken: Es ist mir nicht gegeben, wirklich zu glauben. Ich kanns einfach nicht. Glauben erfordert, wie das lateinische Wort "fides" bereits sagt, Vertrauen. Es ist mir aber nicht gelungen, in das Unsichtbare mehr zu vertrauen, als in das Sichtbare. Das Unsichtbare als Realität anzunehmen, wie es der Glaube erfordert, überfordert mich heillos. Ich bin ein sinnliches Wesen, kein in sich selbst versunkener Mystiker, und die Totalität meiner Wirklichkeit dessen, was ich Realität nenne, mein Leben, auch meine Innerlichkeit, sind mir so unvergleichlich viel näher, als der Glaube an einen unsichtbaren Gott, den ich nicht beweisen kann - nicht mal widerlegen kann ich ihn (wenn wenigstens das möglich wäre!!!).Ich kenne meinen Hang zum wishful thinking, und bin zu sehr Zweifler um hier zu einer Entscheidung durchzubrechen. Im Grunde bin ich enttäuscht darüber, dass es keine letztgültige Sicherheiten gibt - nur solche an die man glauben kann...Schöne Scheisse!
Uns so reihe ich mich ein in die Schar der Agnostiker, machs mir bequem zwischen den Stühlen und bin bis auf weiteres weder Fisch noch Fleisch. Machts gut einstweilen.
Uns so reihe ich mich ein in die Schar der Agnostiker, machs mir bequem zwischen den Stühlen und bin bis auf weiteres weder Fisch noch Fleisch. Machts gut einstweilen.
Mittwoch, 5. Juni 2013
Das Kloster St. Anna in Zug
Bei mir in der Nähe, in der Stadt Zug, Hauptstadt des gleichnamigen Kantons, gibt es ein schönes, altes Kloster, dass dereinst, im Jahr des Herrn 1595 für den Reformorden der Kappuziner errichtet wurde. Das Kloster wurde St. Anna gewidmet und zeugt davon, dasss die Kappuziner offenbar keine grossen Berührungsängste hatten mit "der Welt da draussen". Damals befand es sich zwar am Stadtrand in ruhiger Lage, mittlerweile aber befindet es sich, nachdem die Stadt um das Kloster herumgewachsen ist, mittendrin im dicksten Gewühl. Ja die Zeiten ändern sich, auch die Kappuzinerpadres sind nun schon seit 1997 Geschichte, denn auch hier wie vielerorts mussten die Kappuziner wegen Nachwuchsmangels ihre Zuger Niederlassung aufgeben, sehr zum Bedauern der meisten Zuger Bürger. Diese Verbundenheit drückte sich auch in einer Unterschriftenaktion aus, die versuchte, die Entscheidung des Regionalkapitels noch einmal abzuwenden - aber vergeblich. Einige Jahre stand das Kloster leer, und es konnte nicht geklärt werden, was jetzt mit der Immobilie geschehen soll. Verschiedene Vorschläge wurden erwogen, so z.B. den, daraus eine Musikschule zu machen. Ein Verein wurde gegründet, der sich zum Ziel gesetzt hat, dass das Kloster wieder ein Ort geistlichen Lebens werden sollte, zu diesem Zweck wurde die Gemeinschaft der Seligpreisungen angesprochen, ob nicht sie das Kloster beziehen könnten und die Gemeinschaftsleitung beschloss diesen Schritt zu wagen:) Und so kam es, dass im Mai 2000 die ersten drei Geschwister der Seligpreisungen dort einzogen - aller Anfang ist klein.
Ich kannte diese Gemeinschaft nicht, fühle mich dort aber sehr wohl, ihre Spiritualität spricht mich sehr an, und ähnelt der karmelitischen Spiritualität: So steht auf ihrer Homepage:
"Im Mittelpunkt unseres Lebens steht die Kontemplation. Inspiriert von der Tradition der Ostkirche und von der Spiritualität des Karmels, besteht die erste Berufung in der Suche nach der Vereinigung mit Gott durch das innere Gebet."
Ihre Verbundenheit mit der Spiritualität der Ostkirche drückt sich auch dadurch aus, dass einmal in der Woche eine Vesper im byzantinischen Ritus gefeiert wird - wunderschön!
Hier fühle ich mich Zuhause, denn die "Seligpreisungen" stehen im lebendigen Kontakt zu den anderen katholischen Pfarreien, sie präsentieren das Ganze dipositum fidei der Kirche, finden aber zeitgenössische Wege, dieses zu vermitteln. Sie sind konservativ - m.a.W. katholisch, aber mit einer, wie ich meine, modernen Ausdrucksform, ohne an der heiligen Liturgie Abstriche zu machen.
Blick in den Altarraum der Klosterkirche
Der Blick nach oben...
Vom Eingang aus betrachtet.
Wunderschön aber überbelichtet
Ja ich weiss, die Fotos lassen an Qualität zu wünschen übrig. Offenbar habe ich den Bogen noch nicht raus, aber demnächst versuche ich, bessere zu schießen, denn die Klosterkirche ist wirklich herzallerliebst.
Ich kannte diese Gemeinschaft nicht, fühle mich dort aber sehr wohl, ihre Spiritualität spricht mich sehr an, und ähnelt der karmelitischen Spiritualität: So steht auf ihrer Homepage:
"Im Mittelpunkt unseres Lebens steht die Kontemplation. Inspiriert von der Tradition der Ostkirche und von der Spiritualität des Karmels, besteht die erste Berufung in der Suche nach der Vereinigung mit Gott durch das innere Gebet."
Ihre Verbundenheit mit der Spiritualität der Ostkirche drückt sich auch dadurch aus, dass einmal in der Woche eine Vesper im byzantinischen Ritus gefeiert wird - wunderschön!
Hier fühle ich mich Zuhause, denn die "Seligpreisungen" stehen im lebendigen Kontakt zu den anderen katholischen Pfarreien, sie präsentieren das Ganze dipositum fidei der Kirche, finden aber zeitgenössische Wege, dieses zu vermitteln. Sie sind konservativ - m.a.W. katholisch, aber mit einer, wie ich meine, modernen Ausdrucksform, ohne an der heiligen Liturgie Abstriche zu machen.
Blick in den Altarraum der Klosterkirche
Der Blick nach oben...
Vom Eingang aus betrachtet.
Wunderschön aber überbelichtet
Ja ich weiss, die Fotos lassen an Qualität zu wünschen übrig. Offenbar habe ich den Bogen noch nicht raus, aber demnächst versuche ich, bessere zu schießen, denn die Klosterkirche ist wirklich herzallerliebst.
Dienstag, 4. Juni 2013
Habe Das Stöckchen aufgenommen
Hier gefunden und flugs beantwortet. Wieso auch nicht, ich liebe es wegen irgendetwas befragt zu werden!
Blogger - Typ:
Extrem unregelmäßig, aber mit Spaß dabei. Phasenweise viel und phasenweise wenig bis gar nichts. Viele Themen werden schon von anderen Kathbloggern abgedeckt, so dass ich mich lieber zurückhalte. Im übrigen wollte ich eigentlich v.a. über meine Erfahrungen mit der Kirche und meinem Weg in der Kirche schreiben, was aber momentan Lebensumständetechnisch sehr begrenzt möglich ist.
Gerätschaften Digital:
Nach einer längeren Phase mit Laptop, jetzt wieder den klassischen PC, unterwegs habe ich so gut wie nie etwas geschrieben. Ach ja und mein Smartphone mit dem man ganz toll telefonieren kann:)
Gerätschaften analog:
Jede Menge Kugelschreiber von der Arbeit aus Versehen mitgenommen. Wenn sich 5 bis 6 davon angesammelt haben, bringe ich sie wieder zurück. Ansonsten einen einfachen Schreibblock (kariert) und einen antiken Rechenschieber...
Arbeitsweise:
Idee hab, hinsetz, losschreib, veröffentlichen, für schlecht befinden, überarbeiten, immer noch schlecht finden, abermals vom Netz nehmen, in Ruhe überarbeiten, veröffentlichen und dann (meistens) zufrieden sei. Ich geh selten mit einer Idee schwanger, obwohl ich andererseits eher selten auf aktuelle Themen bezug nehme. Ich tippe übrigens mit zwei Fingern - aber unwahrscheinlich schnell!!
Welche Tools nutzt du zum Bloggen, Recherchieren und Bookmark-Verwaltung?
Bookmark - was ist das? Zum Bloggen benutze ich Blogger und zum Recherchieren meistens Google oder Verlinkungen von anderen Blogs. Ich bin insgesamt ziemlich unerfahren in diesen Dingen.
Wo sammelst du deine Blogideen?
Gar nicht, die Ideen kommen meistens von selbst, und werden dann zügig verarbeitet (siehe Arbeitsweise)
Benutzt du eine To-Do-List-App?
Nö.
Gibt es neben Telefon und Computer ein Gerät, ohne das du nicht leben kannst?
Nö. Eventuell mein Wasserkocher.
Gibt es etwas, das du besser kannst als andere?
Oh Ja! Aber was brächte es, würde ich es jetzt hier schreiben, die Leser würden sich danach nur schlecht fühlen - oder?
Was begleitet dich musikalisch beim Bloggen?
Nichts, Musik stört meine Konzentration.
Wie ist dein Schlafrhythmus – Eule oder Nachtigall Lerche?
Mal so, mal so, wg. Dienstplan, Schichtarbeit und so. Von meinem eigenen Rythmus her aber eher ääh wie heißt der Vogel der erst um 12:00 Uhr aufsteht???
Eher introvertiert oder extrovertiert?
Beides, je nach Stimmungslage, aber im Prinzip eher introvertiert.
Wer sollte diese Fragen auch beantworten?
Bin nicht sicher, vielleicht ich nochmal:) Nein im Ernst, sie hier. Was Dorothea schreibt, interessiert mich fast immer.
Der beste Rat, den du je bekommen hast?
"Bleiben Sie katholisch"
Noch irgendwas wichtiges?
Es muss nicht immer schnell gehen, hauptsache es macht Spaß und bringt uns weiter.
Ach ja, ich schreibe gern, nur zu selten und dann meist zu wenig.
Donnerstag, 30. Mai 2013
Fronleichnam
Heute ist Fronleichnam, das „Fest des heiligsten Leibes und Blutes Christi" wie es offiziell in der katholischen Kirche genannt wird. Ich werde nicht die Gelegenheit haben an einer Prozession teilzunehem, da ich - wie in der Krankenpflege üblich - häufig auch an Feiertagen arbeiten muss, aber dieses Gedicht des Thomas von Aquin möchte ich niemandem vorenthalten. Schöner kann man das Geheimnis der Gegenwart unseres Herrn im allerheiligsten Sakrament der Eucharistie meines erachtens nicht beschreiben.
Gottheit tief verborgen, betend nah ich dir.
Unter diesen Zeichen bist du wahrhaft hier.
Sieh, mit ganzem Herzen schenk ich dir mich hin,
weil vor solchem Wunder ich nur Armut bin.
Augen, Mund und Hände täuschen sich in dir,
doch des Wortes Botschaft offenbart dich mir.
Was Gott Sohn gesprochen, nehm ich glaubend an;
er ist selbst die Wahrheit, die nicht trügen kann.
Einst am Kreuz verhüllte sich der Gottheit Glanz,
hier ist auch verborgen deine Menschheit ganz.
Beide sieht mein Glaube in dem Brote hier;
wie der Schächer ruf ich, Herr, um Gnad zu dir.
Kann ich nicht wie Thomas schaun die Wunden rot,
bet ich dennoch gläubig: „Du mein Herr und Gott!“
Tief und tiefer werde dieser Glaube mein,
fester laß die Hoffnung, treu die Liebe sein.
Denkmal, das uns mahnet an des Herren Tod!
Du gibst uns das Leben, o lebendig Brot.
Werde gnädig Nahrung meinem Geiste du,
daß er deine Wonnen koste immerzu.
Gleich dem Pelikane starbst du, Jesu mein;
wasch in deinem Blute mich von Sünden rein.
Schon ein kleiner Tropfen sühnet alle Schuld,
bringt der ganzen Erde Gottes Heil und Huld.
Jesus, den verborgen jetzt mein Auge sieht,
stille mein Verlangen, das mich heiß durchglüht:
laß die Schleier fallen einst in deinem Licht,
daß ich selig schaue, Herr, dein Angesicht.
Amen.
Gottheit tief verborgen, betend nah ich dir.
Unter diesen Zeichen bist du wahrhaft hier.
Sieh, mit ganzem Herzen schenk ich dir mich hin,
weil vor solchem Wunder ich nur Armut bin.
Augen, Mund und Hände täuschen sich in dir,
doch des Wortes Botschaft offenbart dich mir.
Was Gott Sohn gesprochen, nehm ich glaubend an;
er ist selbst die Wahrheit, die nicht trügen kann.
Einst am Kreuz verhüllte sich der Gottheit Glanz,
hier ist auch verborgen deine Menschheit ganz.
Beide sieht mein Glaube in dem Brote hier;
wie der Schächer ruf ich, Herr, um Gnad zu dir.
Kann ich nicht wie Thomas schaun die Wunden rot,
bet ich dennoch gläubig: „Du mein Herr und Gott!“
Tief und tiefer werde dieser Glaube mein,
fester laß die Hoffnung, treu die Liebe sein.
Denkmal, das uns mahnet an des Herren Tod!
Du gibst uns das Leben, o lebendig Brot.
Werde gnädig Nahrung meinem Geiste du,
daß er deine Wonnen koste immerzu.
Gleich dem Pelikane starbst du, Jesu mein;
wasch in deinem Blute mich von Sünden rein.
Schon ein kleiner Tropfen sühnet alle Schuld,
bringt der ganzen Erde Gottes Heil und Huld.
Jesus, den verborgen jetzt mein Auge sieht,
stille mein Verlangen, das mich heiß durchglüht:
laß die Schleier fallen einst in deinem Licht,
daß ich selig schaue, Herr, dein Angesicht.
Amen.
Mittwoch, 17. April 2013
Bin wieder da
Jetzt bin ich einigermaßen angekommen, und mein Umzug in die Schweiz ist - wenn auch noch nicht vollständig - so doch zumindest weitestgehend vollzogen. Meine auf 5 Jahre befristete Aufenthaltsgenehmigung habe ich erhalten, und seit heute habe ich wieder einen Internetzugang. Soviel nur zur Begründung, warum ich seit Februar nichts mehr gepostet habe auf diesem Blog. Ich bin noch dabei, mich an meinem neuen Arbeitsplatz einzuarbeiten, was mich viel Zeit und Kraft kostet, denn die Umstellung fällt mir doch schwerer als ich gedacht hätte. Da wäre z.B. die Mundart, an die ich mich zunächst einmal gewöhnen muss, so dass ich häufig nur die Hälfte von dem Verstehe, was auf der Arbeit besprochen wird, und das ständige Nachfragen ist natürlich auch immer etwas nervig... Aber egal, Psychiatriepflege ist vorwiegend Beziehungsarbeit, so habe ich keine andere Wahl, und zudem den Wunsch, den hiesigen Dialekt so schnell wie möglich zu verstehen. Ein anderer Punkt ist die Einsamkeit, womit ich gar nicht so gerechnet hätte, denn im Grunde hielt ich mich immer für einen Einzelgänger. Tatsächlich ist es aber so das ich momentan gar nicht genug Menschen um mich haben kann. Interessante Erfahrung, aber die schweizer Kollegen hier sind zum Glück sehr gesellige Menschen. Die Landschaft hier ist wunderschön, ich lebe hier in der Zentralschweiz, Alpenvorland, an einem großen See, was für mich als Nordlicht nicht das schlechteste ist, denn ich wohne gern am Wasser. Das Ganze hat für mich auch eine spirituelle Dimension, denn ich weiss, dass meine wahre Heimat nicht hier auf Erden zu finden ist, denn hier bin ich nur "Gast". Letztlich kann man, wenn man es von dieser Warte aus betrachtet, überall beheimatet sein, wenn man sein letztes Ziel nicht aus den Augen verliert. Über meine Gründe, warum ich diesen Schritt vollzogen habe, werde ich später noch etwas schreiben.
Dienstag, 19. Februar 2013
"Deine Stimme spricht"
Gertrud von le Fort hat 1924 ein Buch mit dem Titel "Hymnen an die Kirche" veröffentlicht, aus dem der jetzt folgende Text stammt:
„DEINE
Stimme spricht:
Ich habe noch Blumen aus der Wildnis im Arme,
habe noch Tau in meinen Haaren aus Tälern der Menschenfrühe.
Ich habe noch Gebete, denen die Flur lauscht,
ich weiß noch, wie man Gewitter fromm macht und das Wasser segnet.
Ich trage noch im Schoße die Geheimnisse der Wüste,
ich trage noch auf meinem Haupt das edle Gespinst grauer Denker,
denn ich bin Mutter aller Kinder dieser Erde.
Was schmähst du mich, Welt,
dass ich groß sein Darf wie mein himmlischer Vater?
Siehe, in mir knien Völker, die lange dahin sind,
und aus meiner Seele leuchten anch dem Ew'gen viele Heiden!
Ich war heimlich in den Tempeln ihrer Götter,
ich war dunkel in den Sprüchen all ihrer Weisen.
Ich war auf den Türmen ihrer Sternsucher,
ich war bei den einsamen Frauen, auf die der Geist fiel.
Ich war die Sehnsucht aller Zeiten,
ich war das Licht aller Zeiten.
Ich bin ihr großes Zusammen, ich bin ihr ewiges Einig.
Ich bin auf der Straße aller ihrer Straßen:
Auf mir ziehen die Jahrtausende zu Gott!“
Ich habe noch Blumen aus der Wildnis im Arme,
habe noch Tau in meinen Haaren aus Tälern der Menschenfrühe.
Ich habe noch Gebete, denen die Flur lauscht,
ich weiß noch, wie man Gewitter fromm macht und das Wasser segnet.
Ich trage noch im Schoße die Geheimnisse der Wüste,
ich trage noch auf meinem Haupt das edle Gespinst grauer Denker,
denn ich bin Mutter aller Kinder dieser Erde.
Was schmähst du mich, Welt,
dass ich groß sein Darf wie mein himmlischer Vater?
Siehe, in mir knien Völker, die lange dahin sind,
und aus meiner Seele leuchten anch dem Ew'gen viele Heiden!
Ich war heimlich in den Tempeln ihrer Götter,
ich war dunkel in den Sprüchen all ihrer Weisen.
Ich war auf den Türmen ihrer Sternsucher,
ich war bei den einsamen Frauen, auf die der Geist fiel.
Ich war die Sehnsucht aller Zeiten,
ich war das Licht aller Zeiten.
Ich bin ihr großes Zusammen, ich bin ihr ewiges Einig.
Ich bin auf der Straße aller ihrer Straßen:
Auf mir ziehen die Jahrtausende zu Gott!“
Ein solches Bild von dem was Kirche bedeuten kann, dürfte heute nur noch Wenigen vermittelbar sein. Vielen wäre die Sprache zu antiquiert, das Bild von Kirche zu mystisch - irrlichternd, zu schwärmerisch - abgehoben, und doch spiegelt dieser wunderschöne Text etwas von dem wieder, was mich einst zur Kirche konvertieren ließ. Eine Dimension von Kirche, die heute bei dem alltäglichen Kleinklein, den kirchlich - gesellschaftlichen Debatten und dem Wunsch nach "progressiven Reformen", mehr und mehr auf der Strecke geblieben ist.
Schon die Rede von Kirche als mystischer Leib Christi scheint heute bei vielen Katholiken keine Rolle mehr zu spielen. Die Kirche Christi erscheint mehr und mehr als soziologische Größe, deren gesellschaftliche Relevanz unter Nützlichkeitskriterien beurteilt wird. Die Außenansicht von Kirche wird - scheints - immer mehr von den Gläubigen selbst adaptiert, und beeinflusst immer stärker das Selbstverständnis des pilgernden Gottesvolkes. Die Kirche soll kompatibler werden, angepasster und stromlinienförmiger - aber die Frage sei gestattet, wohin das schlußendlich führen wird. Gertrud von le Fort lässt die Kirche sprechen, und was sie sagt hat vielleicht mehr mit dem von Papst Benedikt gebrauchten Begriff der Entweltlichung zu tun, als mit dem heutigen Gremien und Stuhlkreiskatholizismus deutscher Prägung. Der Text berührt den Glutkern dessen was Kirche ist, nämlich Christus selbst, der in Ewigkeit geborene Sohn, der die Zeit umfasst und immer schon gegenwärtig ist. Die Kirche Christi, die nicht nur die Welt umspannt, sondern auch die Zeiten, geheimnissvoll vorausgedeutet im Auszug des Volkes Israel aus Ägypten, dunkel erahnt in den Gebeten und Ritualen alter Zeit, und dann durch die Menschwerdung Gottes sichtbar auf Erden, ist eben doch mehr als nur ein "sozialer Verein". Es täte den heute lebenden Christen gut, sich gelegentlich daran zu erinnern.
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Geistliches,
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Kirche
Sonntag, 17. Februar 2013
Schon ein paar Tage alt, aber lesenswert: Der Papst und die Taube, eine Würdigung von Matthias Mattusek auf Spiegel online.
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