Donnerstag, 11. Mai 2017

Und weiter gehts

Palimpalim, da bin ich wieder. Aus mir ist noch immer kein Atheist geworden. Komisch oder? Dieses Dasein zwischen den Stühlen ist noch immer recht unbequem. Was bin ich doch entscheidungsschwach. Aber es gibt im Leben keine Sicherheit ausser dem Tod und die Entscheidung für eine bestimmte Religion oder politische Idee ist mir suspekt. In diesem einen, kleinen Leben habe ich Angst, dass ich mich vielleicht für das Falsche entscheiden könnte und was ich mit Überzeugung glaube soll auch wirklich wahr sein und nicht falsch. Das klingt naiv nicht wahr? Warum nur muss jede Überzeugung/Theorie oder Ideologie offene Flanken haben, die es angreifbar machen? Warum mein übergrosser Wunsch nach Sicherheit, wo ich doch weiss, dass es absolute Sicherheit nicht geben kann, dazu ist der menschliche Geist nicht "wahrheitsfähig genug". So jedenfalls empfinde ich das. Ich spüre, dass mein Wunsch nach Sicherheit und Wahrhaftigkeit eigentlich die Antithese zum Leben darstellt, denn sie lähmt mich und lässt mich innerlich zur Salzsäule erstarren. Ich möchte raus aus dieser kleinbürgerlich-behaglichen Pseudosicherheit, in der das Konsumieren von alles möglichen die Todesängste lindert und mich so in die Passivität treibt. Für mich ist das ein elementares Problem, denn es gibt ihn, jenen Teil in mir, der Glauben möchte, denn es gibt Aspekte des christlichen Glaubens, die ich unbedingt positiv finde. Bspw. der Grundsatz von der unbedingten Würde des Menschen, die unabhängig vom gesellschaftlichen Status Gültigkeit hat. Aber ich sehe auch, dass unsere Gesellschaft so nicht funktioniert. Ich komme mehr und mehr zum Schluss, dass wir in keiner sehr menschenfreundlichen Gesellschaft leben. Mir scheint, dass der Wert des Menschen viel über seine Leistungsfähigkeit, seinen Beitrag zur Wertschöpfungskette, definiert wird. Und dieses Gefühl empfinde ich als Kränkung, ja als Verrat am Menschen selbst. Kann Religion, oder besser allgemein der Glaube an einen Gott diesen Kreislauf aus Statusdenken, Besitz und Autoritätshörigkeit durchbrechen? Ist nicht auch die Kirche eine Autorität, sogar eine mit unbedingten Wahrheitsanspruch? Aus meiner Biographie heraus habe ich im Rahmen fortschreitender Selbstreflexionen eine grosse Skepsis gegenüber Autoritäten entwickelt, da sich viele Autoritäten, zumal väterlich - männliche, letztlich als unterdrückerische Luftnummern herausgestellt haben. Ist also Religion im Kern autoritär? Aber soll uns die Wahrheit nicht frei machen? Freiheit statt doktrinärer Bevormundung? Ich habe einfach die Sorge, dass meine Hinwendung zum Katholizismus vielleicht das Produkt einer schon sehr früh verinnerlichten Anpassung an Autoritäten sein könnte, die schlicht aus der Notwendigkeit entstand, als Kind überleben zu müssen, da man als Kind auf Gedeih und Verderb auf die Hilfe der Eltern angewiesen ist. Ich merke einfach, wie schnell  ich einerseits bereit bin, mich einer Autorität unterzuordnen, um gleichzeitig dann aber gegen selbige zu rebellieren. Wieviel Gefühle musste ich als Kind unterdrücken, um mich sicher fühlen zu können? Es tut weh darüber zu schreiben, aber ich möchte lieber im Zweifel und Indifferenz sterben, als mit eisenharten Gottvertrauen zu leben, nur weil mir das eine vielleicht nur scheinbare Sicherheit verleiht.Vielleicht hat der spanische Philosoph Jose Ortega y Gasset recht, als er in einer Gedenkschrift zu Goethes 100. Todestag in etwa sinngemäss davon sprach, dass das Leben seinem Wesen nach immer ein ständiger Schiffbruch ist, dass Schiffbruch aber nicht gleich Ertrinken bedeutet und dass das Gefühl von Schiffbruch, da es die Wahrheit des Lebens ist, bereits die Rettung bedeutet.(Ortega y Gasset, 1932/1934: Um einen Goethe von innen bittend). Ist vielleicht Christus die Rettung? Hat nicht auch er ein ums andere Mal Schiffbruch erlitten, wenn er sich mit den damaligen Autoritäten angelegt hat? Niemand vermag sich vorzustellen, wie gerne ich das glauben würde, aber mein Glaube bleibt akademisch und somit substanzlos. Da ist keine Begegnung mit dem Auferstandenen, aus der ich Hoffnung schöpfen könnte. Und das macht mich wirklich sehr traurig und hoffnungslos, denn wo sonst ist Hoffnung? Ich liebe das Leben von ganzem Herzen, denn es gibt soviel schönes, auch und insbesondere in der Begegnung mit anderen Menschen, auch wenn mir Menschen oft ein Rätsel sind (einschliesslich und insbesondere ich mir selbst). Aber wenn es wirklich nur dieses Leben gäbe und danach nichts mehr, würde ich wirklich verzweifeln, denn ich werde immer unfertig und lückenhaft bleiben. Die vielen Fäden, die dann einfach lose liegenbleiben würden, wenn ich sterbe, ohne Aussicht auch Vollendung. Ohne Auflösung all der Rätsel, die einem das Leben aufgibt.... Schreckliche Vorstellung für mich. Aber ich habe zur Kenntnis zu nehmen, dass es auch überzeugte Atheisten gibt. Wie halten die das nur aus?

OK. Genug für einen Tag. Über Kommentare freue ich mich wie immer.
























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