Samstag, 5. Oktober 2013

Vielen Dank - einige Anmerkungen unsortiert.

An alle die einen Kommentar hinterlassen haben, richte ich meine herzlichen Grüsse und möchte nicht verschweigen, dass ich mich sehr gefreut habe. Tatsächlich war ich sogar ein bisschen gerührt, mit soviel Reaktionen habe ich nicht gerechnet... Vielen Dank an dieser Stelle.

Ich nehme diese Kommentare zum Anlass, etwas weiter auszuholen, auch wenn ich befürchte, dass ich mich vielleicht letztlich nur wiederhole, und das meine Gedanken so oder ähnlich schon tausendmal formuliert wurden. Das hier sind eben meine Gedanken, und aus meinen Zweifeln habe ich auch in meinem Blog nie ein Hehl gemacht, und finde nach wie vor, dass sie auch zu einem katholischen Blog dazugehören.

Für mich entscheidend ist die quasi vorreligiöse Frage nach der Wahrheit: Gibt es Gott? Natürlich kann ich diese Frage nicht wirklich beantworten, denn eine solche Wahrheit wäre ja für den menschlichen Verstand nicht zu fassen. Also geht es um die Frage, ob ich bereit bin darauf zu vertrauen, dass es diese Wahrheit ausserhalb meiner Selbst gibt. Aber was bedeutet mir eine Wahrheit, die ich nicht fassen kann, als Grundlage für eine Entscheidung, die ich streng genommen nicht treffen kann, eben weil es hier um mein Leben geht, und die Grundlage jederzeit angreifbar ist??!? Absurd!
Es geht eben um Vertrauen das ich nicht aufbringen kann. Man wird geboren, entwickelt ein Ichbewusstsein, wird sich also seiner Selbst bewusst, und erkennt kurz darauf, dass das alles früher oder später wieder vorbei ist: Man stirbt. Hm blöd, muss das denn sein, könnte es nicht einfach irgendwie weitergehen, so nach dem Tod oder so...? Man wird älter und eine bestimmte Frage (siehe oben) wird drängender, die Schwarze Wand, die auf mich zurast wird - scheints - immer schneller, diese Ungeheuerlichkeit dieTod genannt wird, da muss es doch noch irgendetwas geben verdammt...
Klingt albern, aber solche Gedanken habe ich manchmal, und sie klingen für mich verdächtig nach Wunschdenken... Zumindestens bin ich misstrauisch.

Die Aussicht auf ein ewiges Leben (Himmel/Hölle etc.) belastet mich, weil es verbunden ist mit der vertrauensvollen Annahme oder eben vertrauenslosen Ablehnung des Unsichtbaren (Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins - ach lassen wir das!). Wie gesagt, für beides fehlt mir die Kraft, und Beten ist in so einem Zustand natürlich schwierig... Jedenfalls für mich. Die Aussicht auf vertrauensvolle Annahme eines "nur" endlichen Lebens, nimmt mir diesen Druck, und ich kann so sein wie ich bin, schwach, nie nur gut, nie nur böse, schwankend ein Leben lang zwischen Laster und Tugend, aber ohne die Bürde sich entscheiden zu müssen. Man muss dann einfach nur akzeptieren, dass das Leben im Kern absurd ist, und sich darin irgendwie einrichten. Das ist schon alles (prrruuuuust, muahhahaha).

Ich fange an zu ironisieren, das ist meistens ein schlechtes Zeichen.

Die letzten Jahre seit meiner Konversion zur katholischen Kirche waren in gewisser Weise sehr Ertragreich, will sagen bereichernd für mich. Die Beschäftigung mit Theologie und Philosophie war höchst interessant, aber zum Glauben hat sie mich nicht geführt. Glaube ist vielleicht doch nicht nur eine Sache des Vertrauens, sondern auch der Disziplin und Hartnäckigkeit, des "am Ball bleibens", damit einem am Ende nicht der Siegeskranz verwehrt bleibt - wie Paulus in etwa sinngemäss sagte.
Vielleicht liegt auch hier ein Teil des Problems bei mir, denn wenn ich mich auf den Weg mache um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, und hier in der Schweiz gibt es für einen Wanderer wie mich viele schöne Ziele, dann möchte ich zweierlei wissen: Zum einen, dass dieses Ziel für mich - wenn auch mit Mühe - erreichbar ist, und zum anderen, dass es dieses Ziel auch wirklich gibt. Ist beides für mich klar, kann ich mich anstrengen, aber die fragliche Wirklichkeit Gottes kann für mich momentan kein Ziel sein, für das ich mich auf den Weg machen werde, auch wenn ich das damit verbundene Dilemma sehr bewusst wahrnehme, und mich das Ganze traurig macht. So ist es eben bei mir.

Ich könnte kein Atheist sein, schon aus Gründen der Vernunft, denn ich kann ja schlecht behaupten, dass die Grenzen meiner Vernunft auch die Grenzen der Wirklichkeit sind. Wer kennt diese Grenzen schon? Das zu behaupten wäre menschliche Hybris. Aber wenn Gott das "radikal Andere" ist, kann ich auch kein Theist sein, denn wie soll mein an Raum und Zeit gebundener Verstand zu einer Erkenntnis Gottes fähig sein? Woher weiss ich, dass das was ich zu Spüren oder zu Erkennen glaube nicht letztlich Einbildung, Wunschdenken, Prägung oder was auch immer ist. Was in uns sollte uns dazu befähigen? Eine unsterbliche Seele?, ein göttlicher Funke? Ich weiss es nicht. Die katholische Kirche sagt, dass der Glaube eine übernatürliche Gabe ist, die von Gott zu uns kommt, und das wir die Freiheit haben, dieses Geschenk anzunehmen oder abzulehnen. Habe ich diese Freiheit auch? Habe ich den Glauben als ein Geschenk von Gott erhalten? Wollte ich dann, dass mir das Geschenk wieder abhanden kommt?!? Oder ist es so, wie es mir jetzt scheint, dass mein Glaube vielleicht auf Wunschdenken beruhte, auf der Suche nach Halt in einer oft haltlosen Welt voller Irrungen und Wirrungen, in der Fragilität des Lebens auf der Suche nach dem Sinn, der mir ein wenig Sicherheit verspricht. Ja das klingt lausig, ich weiss, und was die Kirche darüber schreibt, ist alles andere als belanglos, das weiss ich sehr wohl, aber solche Gedanken und Gefühle beherrschen mich immer wieder mal, und letztlich bleibt mir nur  - ja was?
Ich bin einfach zu keiner so radikalen Entscheidung fähig.


































3 Kommentare:

  1. Liebes ichwesen, darf ich Dir zum Trost mit einem Gedicht antworten?

    Abendgebet

    Eigentlich glaube ich nichts,
    und zweifle ich an allem, selbst an Dir.
    Doch manchmal, wenn ich denke, dass Du wirklich lebst,
    dann denk ich, dass Du Liebe bist, und einsam,
    und dass, in gleicher Verzweiflung, Du mich suchst,
    wie ich auch Dich.

    Gerard Reve

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  2. Ich finde es gut, dass du diese Dinge thematisierst,
    Wir (Mein Mann und ich) simd neulich, mit einer noch nie von irgendwelchen Glaubenszweifeln beleckten Freundin, auf einem Tagesausflug gewesen, da haben wir dann auch unseren Zweifeln freien Lauf gelassen, also z.B wie ist das mit dem ewigen Leben?
    Fakt ist, schon immer und ewig glauben die Menschen an ein, wie auch immer geartetes Weiterleben, nach dem Tod.
    Faktisch gehen die meisten unserer archäologischen Erkenntnisse auf Bestattungsriten (sprich Grabbeigaben) zurück.
    Jedoch betrachtet man die Sache recht, sind die meisten Jenseitsvorstellungen nicht gerade prickelnd, sorum ist, betrachtet man es nüchtern und sich selber auch, die Verheißung des ewigen Lebens eher Fluch denn Segen.
    Nur, so denke ich, was uns hindert uns ernsthaft auf das Katholische einzulassen ist die Grundhaltung des ewigen Leistungsdrucks, du musst, du musst, du musst und gerade die Progressiven, die das erkennen und abschaffen wollen mit dem Druck der Vorschriften, machen die Last, ernsthaft betrachtet, nur noch größer. (Weil die Progressiven einem noch den Maßstab der Vorschriften nehmen und wollen, dass man selber immer und immerzu das Richtige tut und denkt, wobei sie vornehm verschweigen was das ist und immer nur von der Liebe reden, welche jedoch blind ist, aber auch das nur nebenbei).
    Ich denke wichtig ist sich selber zunächst mal anzunehmen wie man ist (wieder Guradini Die Annahme seiner selbst) zu erkennen wie man ist und anzunehmen dass man jemanden braucht, der einem wieder heil macht.
    Ist man soweit, kriegt die Hoffnung einen anderen Klang.
    Wie gesagt das was Benedikt als Kardinal Ratzinger geschrieben hat gibt zum Thema viel her, irgendwie zitiert er Rainer Kunze mit dem Gedicht zur Osternacht http://www.bauernfeind-web.de/pred1206.htm wo Kunze den eigenen Zweifel ehrlich bekennt, aber auch der Hoffnung, dass es so sein möge Ausdruck verleiht.
    Genau dann sind wir echt und nicht pseudo, weil ja laut Paulus gilt "Wir sind gerettet, aber in der Hoffnung, Hoffnung aber die man schon erfüllt sieht ist keine Hoffnung mehr".
    Wie gesagt immer wieder der Rabbi aus Martin Buber................


    Rabbi Jizchak aber wandte sich ihm nun völlig zu und sprach ihn gelassen an: "Mein Sohn, die Großen der Thora, mit denen du gestritten hast, haben ihre Worte an dich verschwendet, du hast, als du gingst, darüber gelacht. Sie haben dir Gott und sein Reich nicht auf den Tisch legen können, und auch ich kann es nicht. Aber, mein Sohn, bedenke: Vielleicht ist es wahr. http://www.bistum-erfurt.de/front_content.php?client=2&lang=3&idcat=1838&idart=8233

    In diesem Sinne es ist alles in Ordnung mit dir. Nur lass nicht nach zu suchen und zu fragen. Man muss da durch, durch die Dunkelheit, um zu den Sternen zu kommen.
    Nur den guten Rat meiner Großmutter möchte ich weiter geben "vergiß dein Beten nicht!"

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    1. Danke Ester für den Link, Was Bischof Wanke da geschrieben hat, besitzt einiges an Gewicht. Sehr nachdenkenswert!

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