Freitag, 30. Dezember 2011

Adios 2011

Jaja, wie schnell doch die Zeit vergeht...
Ich wünsche allen, die sich gelegentlich auf diese Seite "verirren" eine gesegnete Weihnachtszeit und ein schönes Jahr 2012.

Donnerstag, 15. Dezember 2011

Gebet

Ein wunderschöner geistlicher Text von J.M. Nouwen ( 1932 - 1996 ), römisch - katholischer Priester, Psychologe und geistlicher Schriftsteller, niederländischer Herkunft, über das Beten:
"Beten ist die eigentliche Disziplin des Augenblicks. Wenn wir beten, treten wir ein in die Gegenwart Gottes, dessen Name Gott-mit-uns ist. Beten heißt, dem aufmerksam zu lauschen, der hier und jetzt zu uns spricht. Wenn wir den Mut haben, darauf zu vertrauen, dass wir niemals allein sind, sondern Gott immer mit uns ist, immer für uns sorgt und immer zu uns spricht, werden wir uns mit der Zeit von den Stimmen befreien, die uns plagen und ängstigen, und uns dann zubilligen, im gegenwärtigen Augenblick zu leben. Dies bedeutet, sich einer großen Herausforderung zu stellen, denn radikal auf Gott zu vertrauen fällt keinem in den Schoß. Die meisten mißtrauen Gott, halten ihn für einen furchterregenden, strafenden, autoritären Herrscher oder für ein blankes, machtloses Nichts. Der Gott, den Jesus verkündet, ist weder ein machtloser Schwächling noch ein mächtiger Boss. Im Mittelpunkt der Verkündigung Jesu steht die Botschaft vom liebenden Gott, der sich danach sehnt, uns das zu geben, wonach unser Herz sehnlich verlangt.
Beten heißt, auf diese Stimme zu hören. Das Wort Gehorsam, und noch deutlicher das entsprechende lateinische oboedientia, das sich von "obaudire - mit großer Aufmerksamkeit hören, lauschen" ableitet, meinen vor allem solch eine Haltung des Lauschens. Ohne Hinhören und Lauschen werden wir für die Stimme der Liebe taub. Das lateinische Wort für taub ist "surdus". Vollkommen taub sein heißt "absurdus", ja absurd. Wenn wir nicht mehr beten, nicht mehr auf die Stimme der Liebe hören, die in diesem Augenblick zu uns spricht, wird unser Leben zu einem absurden Leben, in dem wir zwischen Vergangenheit und Zukunft hin- und hergeworfen werden.
Wenn uns jeden Tag dieses Hören und Lauschen wenigstens für ein paar Minuten - dort, wo wir gerade sind - gelänge, würden wir entdecken, dass wir nicht allein sind und das der, der mit uns ist, nur das eine will: uns Liebe schenken.
Das Hören auf die Stimme der Liebe erfordert, dass wir Herz und Sinn aufmerksam auf diese Stimme richten. Wie kann das geschehen? Der fruchtbarste Weg besteht meiner Erfahrung nach darin, sich ein einfaches Gebet, einen Satz oder auch nur ein Wort auszuwählen und es langsam zu wiederholen. Besonders geeignet sind das Vaterunser, das Jesusgebet, der Name Jesus oder ein anderes Wort, dass uns an die Liebe Gottes erinnert und sie in die Mitte unseres inneren Raumes stellt wie eine brennende Kerze in eine dunkle Kammer. Wahrscheinlich werden wir dabei ständig abgelenkt werden. Es wird uns durch den Kopf gehen, was gestern passiert ist, und wir werden uns Gedanken darüber machen, was morgen geschehen mag. Wir werden in unserer Phantasie lange Diskussionen mit Freund und Feind führen, werden, werden Pläne für den kommenden Tag schmieden, ein bevorstehendes Gespräch entwerfen oder unsere nächste Sitzung in Gedanken organisieren. Doch solange wir darauf achten, dass die Kerze in unserer dunklen Kammer nicht erlischt, können wir uns immer wieder dieses Licht zunutze machen und die Gegenwart dessen klar erkennen, der uns das anbietet, wonach wir am meisten verlangen.
Dies mag nicht immer eine befriedigende Erfahrung sein. Oft sind wir so mit uns beschäftigt und so wenig in der Lage, innere Ruhe zu finden, dass wir es gar nicht erwarten können, uns wieder in das Getriebe zu stürzen und damit der Konfrontation mit dem chaotischen Zustand unseres Herzens und unserer Sinne aus dem Wege zu gehen. Doch wenn wir unserer Übung treu bleiben, auch wenn es täglich nur 10 Minuten sein sollten, werden wir nach und nach - durch das Kerzenlicht unseres Betens - erkennen, dass es in uns einen Ort gibt, an dem Gott wohnt und an dem wir eingeladen sind, mit Gott zusammen zu wohnen. Eines tages werden wir diesen inneren, heiligen Ort als den schönsten und kostbarsten ansehen, den wir aufsuchen können, um hier zu verweilen und geistlich gestärkt zu werden."

Bedauerlicherweise war es mir nicht möglich, die Originalliteratur, der dieser Text entstammt, ausfindig zu machen. Diesen Text habe ich aus dem Buch: Was ist inneres Beten? von Reinhard Körner, 2002, Vier Türme Verlag.



 

Samstag, 3. Dezember 2011

Nacht des Zweifels


Auch so etwas gehört in ein katholisches Blog – das Ringen um den Glauben. Die Auseinandersetzung mit der Anfechtung. Manchmal ist es krass. Ja, Glaube und Zweifel gehören zusammen - Fluch und Segen zugleich: Was wenn die Welt doch Sinn- und Zwecklos entstanden ist? Die dunkle Nacht des Unglaubens dieser Zeit umspült mich häufig wie eine überwältigende Woge der ich kaum etwas entgegensetzen kann. Hineingeschubst in ein im Grunde sinnloses Dasein und doch im Bewusstein der eigenen Endlichkeit - wie ein grausamer Scherz einer absichtslosen Kausalität von Ursache und Wirkung, der sich nichts und niemand entziehen kann. Wenn das eine Prüfung ist, dann die schlimmste vorstellbare. Ich vermute, dass es Ihnen manchmal auch so geht lieber Leser - oder? Die Vorstellung dass der Glaube nur der Seufzer der bedrängten Kreatur ist, dringt dann wie ein stark wirkendes Gift in meine Seele und trägt als Frucht die Verzweiflung. Ist Gott so fern weil er so nah ist? Oder existiert er schlicht und ergreifend nicht? Der Glaube als Realitätsflucht, als Exil im Land der Illusion? Manchmal kann ich es nur aushalten, und wieviel anderen geht es ebenso? Es ist ein Signum unserer Zeit, dass viele Menschen die Konsequenz einer sinnlosen Welt ignorieren oder verdrängen, gefangen im Alltag der Pflichten und der Verantwortung, die das Bewusstsein gefangen nehmen und nur in den ruhigen Stunden, vielleicht wenn man des Nachts schlaflos im Bett liegt, eine Ahnung davon haben, was es eigentlich bedeuten kann, wenn es Gott nicht gibt. In solchen Stimmungen wie jetzt spüre ich das zutiefst existentielle meines Glaubens, und es irrt wer da sagt, der Gläubige macht es sich zu einfach, denn es ist doch nur allzuoft so, dass der Glaube wie eine flackernde Kerzenflamme ist, die man in einer stürmischen Nacht nicht ausgehen lassen möchte, weil sie eigentlich das Wichtigste ist, auch wenn dies heute für viele nur einem ängstliches Festhalten an einer Wunschvorstellung gleichkommt. Es gibt vielleicht nur wenige die wirklich glauben, und wenige die wirklich nicht glauben, aber zwischen beiden Seiten wird ein erbitterter, geistiger Kampf ausgefochten, während die Masse, unterstützt durch Konsumangebote aller Art abgelenkt wird. Es ist eine schlimme Vorstellung so geprüft zu werden, aber sie ist nicht ohne Trost - wenn man sie besteht. Nein - ich werde im Glauben verharren, aber meine Seele ist die Zweifel leid, je mehr ich in den Glauben hineinwachse - umso schlimmer werden die Anfechtungen und sie kommen immer dann, wenn ich sie am wenigsten erwarte.