Samstag, 28. April 2012

Für viele



Endlich! Papst Benedikt XVI hat sich in aller Klarheit an die deutschen Bischöfe gewandt, und eine Revision der Wandlungsworte von "Für alle" in "Für viele" gefordert. Ich empfinde es als traurig, dass sich in Deutschland so lange nichts getan hat, obwohl es schon lange klar war, dass die Übersetzung von "pro multis" in "Für alle" weder dem Worte nach, noch sinngemäß dem entsprach, was Jesus im Abendmahlssaal gesprochen hat, als er den Kelch seinen Jüngern reichte. Meiner Ansicht nach hat der Heilige Vater großen Langmut bewiesen, dass er den deutschen Sonderweg so lange geduldet hat. Eigentlich erstaunlich wenn man bedenkt, dass es hier nicht um eine theologische Nebenfrage geht, sondern um das Zentrum unseres Glaubens. Es geht ja darum, dass Freiheit auch Konsequenzen unseres Handeln impliziert, und Christus zwar für alle gestorben ist - sonst wäre das Christentum nicht universal - es aber keinen Heilsautomatismus gibt, sondern wir aufgerufen sind die Hand die er uns reicht durch unseren Glauben in Freiheit zu ergreifen, oder eben nicht. In diesem Sinne werden nicht alle erlöst sein, sondern viele, denn Christus hat unsere Freiheit nie infrage gestellt. Bischof Zollitsch sprach, wie der Tagespost vom 26.04.2012 zu entnehmen war, von einer "Klärung" und dem "Abschluss einer Diskussion". Äußerungen weiterer Bischöfe zeigen in diesselbe Richtung und nähren meine Hoffnung, dass jetzt zügig gehandelt wird.

Dienstag, 17. April 2012

85

Gestern am 16.04.2012 hatte Benedikt XVI Geburtstag. 85 Jahre alt und Inhaber des schwersten Dienstamtes, dass ein Mensch auf Erden ausüben kann: Glückwunsch nachträglich! Josef Ratzinger mag geahnt haben was an Belastungen in diesem Amt auf ihn zukommen würden als er, später über den Moment der Wahl befragt, von einem Fallbeil sprach, dass auf ihn niedersauste. Als Präfekt der Glaubenskongregation und enger Vertrauter vom seligen Johannes Paul II hatte er sicher tiefe Einblicke in das Amt des Papstes gewonnen. Über den heiligen Vater nachdenkend, kommt mir immer wieder der Vergleich zwischen Benedikt XVI, und seinem Vorgänger. Wie unterschiedlich doch beide sind, und wie schön dass es so ist. Für mich hat der selige Johannes Paul II in besonderer Weise die katholische Spiritualität repräsentiert, besonders in den letzten Jahren seines Lebens, als er immer stärker von Leid und Krankheit gezeichnet, dem leidenen Christus gleichförmiger wurde. 
Benedikt XVI hingegen ist ein großer Vertreter der Vereinbarkeit von Glaube und Vernunft, der die Auseinandersetzung mit Andersdenkenden nicht scheut, und der sich v.a. vom Zeitgeist nicht einwickeln lässt. Seine "Reform der Reform", die Wiedereinführung des alten Ritus fand ich bewundernswert, hier haben wir einen Papst der mutig die Kirche in ihrer - auch zeitlichen - Gesamtheit sieht und vertritt, und nicht nur die Kirche, wie sie von vielen Zeitgenossen gewünscht wird. Seine Würdigung der historisch - kritischen Methode der Bibelforschung, aber auch das Aufzeigen ihrer Grenzen, seine beiden Jesusbücher und seine unter dem Titel "Einführung in das Christentum" gehaltenen Vorlesungen in Tübingen, die als Buch in mehreren Auflagen erschienen sind, waren für mich wichtige Wegweiser auf meinen Weg zur Kirche und meinen Weg in der Kirche. Das dieser Papst noch die Zeit und die Kraft aufbringt Bücher zu veröffentlichen, ist einfach nur bemerkenswert. Für unseren Papst gibt es viele Baustellen und manchmal habe ich den Eindruck, dass "El Papa" auf verlorenen Posten steht, aber vielleicht ist das auch einfach eine sehr westeuropäische Sicht. Ich hatte noch keine Gelegenheit die Weltkirche kennenzulernen. Ich wünsche dem heiligen Vater viel Kraft, Gesundheit und Gottes Segen für viele weitere Jahre.

Montag, 16. April 2012

Christlicher Glaube

Was bedeutet es ein Christ zu sein?? Es bedeutet, dass man glaubt, dass das Dasein - Raum und Zeit in der wir leben - einen Anfang hatte, und irgendwann - vielleicht Morgen, oder in tausend Jahren, oder wann immer, ein Ende finden wird. Es bedeutet aber auch, dass der creatio ex nihilo - der Erschaffung aus dem Nichts - keineswegs ein Verschwinden der Schöpfung ins Nichts folgt, sondern ein neuer Himmel und eine neue Erde  folgen werden. Eine Daseinsform, die für unseren an Raum und Zeit gebundenen Verstand nicht vorstellbar ist, denn Christ zu sein bedeutet auch, dass man an die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus glaubt, und daran, dass mit dieser Liebestat Gottes die Neuschöpfung dieser Welt bereits einen Anfang gefunden hat, und so wie Jesus im Auferstehungsleib ein neues - verklärtes Sein angenommen hat, so werden auch Himmel und Erde verklärt werden. Ein himmlisches Jerusalem, wie es in der Offenbarung heißt. Zum christlichen Glauben gehört auch das Bekenntnis zum dreieinigen Gott. Für viele ist gerade das unplausibel, weil zu kompliziert. Für mich ist das nicht mehr so, denn ich denke daran, dass Jesus unser Verhältnis zum Mitmenschen mit unserem Verhältnis zu Gott gleichgesetzt hat: "Was ihr den geringsten meiner Brüder getan habt, habt ihr auch mir getan" Liebe ist ein dynamisches Beziehungsgeschehen zwischen uns und unseren Mitmenschen und zwischen uns und Gott. Wenn ich nicht bereit bin zu versuchen, anderen Menschen gegenüber eine liebevolle und wertschätzende Haltung einzunehmen (eine praktisch kaum lösbare Aufgabe für mich), wird mir das in meiner Beziehung zum dreieinen Gott auch nicht gelingen, (aber ich arbeite dran), denn die Liebe von der die Bibel spricht, scheint immer dieselbe zu sein, und entspricht sicher nicht dem, was wir vielleicht häufig darunter verstehen. Der trinitarische Gott ist der größte vorstellbare Ausdruck eines dynamischen, liebenden Beziehungsgeschehens, nämlich zwischen dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, der - so verstehe ich es - das göttliche Medium ist, durch das innergöttlich diese Liebe gespiegelt wird.
Ja ich weiß, man kann mit Worten nicht beschreiben, was dem Verstand nicht zugänglich ist, aber dennoch, wir müssen uns Gott nicht als monolithisches, statisches Megaego vorstellen, sondern als höchsten Ausdruck der Liebe. Natürlich bedeutet Christ zu sein auch, dass man daran glaubt, dass Jesus von Nazareth wahrer Mensch und wahrer Gott gewesen ist, der das Leben der Menschen durchlebt, durchliebt und durchlitten hat, und zu unserem Heil am Kreuz gestorben ist. Noch näher kann Gott den Menschen nicht mehr entgegenkommen, und einem Gott der Mensch geworden ist, fühle ich mich manchmal sehr nah. Dadurch das Christus für uns gelitten hat, haben die Theodizeefragen, die in unschöner Regelmäßigkeit in mir hochkochen ein weing an Schärfe verloren auch wenn die Frage nach der Rechtfertigung Gottes im anbetracht des Leidens in dieser Welt für mich noch nicht erledigt ist. Als Christ glaube ich, dass nicht der Tod sondern das Leben und somit Gott, dass letzte Wort haben wird, so wie er bei der Erschaffung der Welt das erste Wort hatte - Alpha und Omega.
Christ zu sein bedeutet auch an die Vernunft zu glauben, aber darüber habe ich hier schon an anderer Stelle geschrieben. Es gäbe noch soviel mehr über dieses Thema zu schreiben, aber für heute soll es ersteinmal gut gewesen sein.

Sonntag, 15. April 2012

Beichten

Ich habe den Karsamstag genutzt um eine Beichte abzulegen. Nach einer langen spirituellen Durststrecke war das ein Labsal für mich. Ich war zu Besuch in einer mir fremden Gemeinde und habe dort zum erstenmal die Beichte als etwas sehr beglückendes erlebt, als etwas, dass ich noch heute in meinem Herzen mit mir trage. Klingt das banal? Meine erste Beichte habe ich kurz vor meiner Firmung vor ca. 3 Jahren abgelegt, und seitdem in unregelmäßigen Abständen immer mal wieder, wenn ich das eher diffuse Gefühl verspürte, dass sich da einiges angesammelt hatte was einer Klärung bedarf. Zu beichten hatte für mich wohl doch mehr den Charakter einer - man verzeihe mir den Ausdruck "spirituellen Trockenübung". Trockenübung  deshalb, weil mir Wert und Sinn einer Beichte nicht aus eigenem Erleben zugänglich wurden. Ich habe viel über den Sinn der Beichte gelesen, aber ich weiß jetzt, dass es mit Bescheidwissen allein nicht getan ist. Eigentlich wusste ich das vorher auch schon, nur eben nicht so richtig, wenn Ihr versteht was ich meine. Das ist typisch für mich, ich setze mich mit der "Theorie der Beichte" auseinander, so wie man sich z.B. mit den binomischen Formeln auseinandersetzt und denke, dass ich es kapiert habe. Nun ja, diesmal aber trieb mich das Bedürfnis, mein Innerstes preiszugeben, oder es wenigstens offenherziger zu versuchen, bereit eine Gnade als Geschenk zu empfangen, ohne mir vorher den Kopf darüber zu zerbrechen, wo mich in meinem Leben überall etwas durch mein Verhalten von Gott getrennt haben könnte, und ohne bis ins Detail mein Innerstes auszuloten. Damit will ich übrigens nicht sagen, dass ich eine ehrliche Gewissenserforschung vor einer Beichte für überflüssig halte.
Ich glaube, dass ich die Beichte immer mit einem Heilsautomatismus gleichgesetzt habe der mir suspekt war, und der mir den Zugang zu diesem Sakrament verbaut hat. Jetzt glaube ich besser zu verstehen was Thomas von Aquin vielleicht gemeint hat, als er sagte, dass die Gnade die Natur vorraussetzt. Wenn man sich innerlich öffnet und sich bereit macht für das zu Empfangende, dann kann man vielleicht etwas erahnen von der Gnade die einem teilhaftig wird, wohingegen rationales Erwägen und ein gepflegter Skeptizismus den Zugang verbauen. Letzteres hat natürlich seine Berechtigung, aber nicht im Beichtstuhl, wo es um anderes geht. Ein erster Schritt ist getan, und auch wenn ich sicher bin, dass es nicht immer so sein wird, dass eine Beichte als warhaftiges Geschenk von mir empfunden wird - denn dieses Bereitsein ist eine schwierige Übung für mich - so weiß ich doch ein bißchen mehr darüber, warum ein Sakrament auch als Zeichen der Nähe Gottes bezeichnet wird, und diesmal nicht aus Büchern...