Samstag, 29. Oktober 2011

Ein paar Gedanken zur Zeit

Was sind die Ursachen für die seltsame Gezeitenebbe des christlichen Glaubens in Westeuropa? Woran glauben die Menschen, die sich nicht ausdrücklich als atheistisch begreifen, aber weder vom Christentum, noch von anderen Großreligionen etwas wissen wollen? Natürlich gab es immer Menschen die nicht an Gott oder Götter geglaubt haben, aber es scheint klar zu sein, dass der Mensch immer schon, seit seinem Bestehen, nach dem Ursprung aller Dinge gesucht hat. Bezeichnenderweise eine Suche die sich mit innerweltlichen Erklärungen nicht zufrieden gab, sondern über sich selbst hinausführte. Daher ist diese Suche für mich eine anthropologische Konstante und der Mensch, wie es im katholischen Ewachsenenkatechismus heißt, ein religiöses Wesen. Gott - das ewige Gerücht ( R. Spaemann ). Könnte es wirklich sein, dass der Mensch mit der Frage nach Gott irgendwann einmal an ein Ende kommt? Könnte es sein, dass dieses Ende dann so aussieht, dass die Menschen sich selbst genügen und die Fragen nach dem großen und tiefen Sinn des Ganzen ausschließlich aus dem diesseitigen Leben beantworten?

"Wenn der Menschensohn wiederkommt, wird er dann noch auf Erden den Glauben finden?“, fragt Jesus im Lukasevangelium.

Wahrlich ein prophetisches Wort, man könnte denken, es bezieht sich auf die heutige Zeit. Es war in den letzten Jahren viel die Rede von einer Rückkehr der Religion in der Gesellschaft, aber ich glaube das nicht. Auch der Papstbesuch in Deutschland wird wohl nicht viel am allgemeinen Trend ändern können, zu schwach ist die Bereitschaft vieler Menschen, sich einer verpflichtenden Religiosität zu stellen. Interessant finde ich, dass es viele Menschen in meinem Bekanntenkreis gibt, die durchaus an Übernatürliches glauben, aber es bleibt vielfach konturlos, und was unter dem Begriff der Spiritualität daherkommt ist oft wiedersprüchlich und selbstgemacht. Überhaupt Spiritualität, dieses Wort erscheint mir unglaublich mißbraucht und zweckentfremdet worden zu sein. Es dient mehr dem persönlichen Wohlbefinden und Lebensgefühl, als einer wirklich ernstgemeinten Suche nach Gott. Letztlich etwas, dass unter Nützlichkeitsaspekten "konsumiert" wird, solange es sich gut anfühlt und einem nichts abverlangt.
Für mich ist eine solche Haltung nicht wahrhaftig, steht sie doch in einem krassen Gegensatz zu den  Evangelien in denen es eben gerade nicht darum geht, dass eigene Ego zu bedienen:

"Wer mein Jünger sein will, verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen" (Mt 16,25).

Genau das ist das Unwarhaftige heutiger Neoreligiosität, dass sie nicht mehr bereit ist, für den eigenen Glauben auch Konsequenzen zu akzeptieren, vor allen Dingen solche, die im Widerspruch zum heutigen Mainstream stehen. Besonders im Bereich der Moral wird das Christentum als Zumutung empfunden, wenn es nicht gerade um Nächstenliebe geht, die ja jeder irgendwie ganz ok. findet. Man glaubt einen Wald aus Stoppschildern zu sehen, fragt aber nicht mehr, welches Gut durch ein Verbot geschützt werden soll. 
Nein, ich glaube nicht an eine Rückkehr der Religion, zumindest für Europa sehe ich keine Anzeichen dafür. Der Rückzug des christlichen Glaubens wird voranschreiten und es bleibt die Frage wie es weitergehen wird. Die Fähigkeit des Menschen die Zukunft sicher vorherzusagen ist, wie man weiss, äußerst begrenzt, aber wenn es keine neue Flut gibt, wird das zurückweichende Wasser wohl materielle Wüsten hinterlassen.
Eines aber tröstet mich: Die Hand, die Gott uns durch seinen Sohn gereicht hat, wird nicht zuückgezogen und bleibt für jeden erreichbar, der aufrichtig sucht und guten Willens ist. Jene Quelle wird nicht versiegen von der geschrieben steht:

"Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird in Ewigkeit nicht mehr Durst haben; Vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zu einer Quelle werden, deren Wasser in das ewige Leben sprudelt". ( Joh. 4, 14 )

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Gute Nachrichten aus Luxenburg

Der europäische Gerichtshof hat in einem Grundsatzurteil die Patentierbarkeit von embyonalen Stammzellen verboten, es sei denn das Verfahren nützt dem Embryo selber, z.B. höhere Überlebenswahrscheinlichkeit, Verhinderung von Mißbildungen. Hintergrund war ein Rechtsstreit um die Herstellung von Nervenvorläuferzellen, die ein Neurobiologe aus embryonalen Stammzellen gewonnen hatte. Auf dieses Verfahren wollte er ein Patent anmelden lassen, wogegen Greenpeace (!) geklagt hatte. Das Bundespatentgericht hat dann die Patentierung als sittenwidrig zurückgenommen. Danach ging das Verfahren zum Europäischen Gerichtshof der entschieden hat, dass Verfahren, die aus der Forschung mit e.S. gewonnen werden, nicht patentiert werden dürfen, wenn dafür Embryonen zerstört werden. Der europäische Gerichtshof definierte dabei, dass eine Eizelle vom Zeitpunkt ihrer Befruchtung bereits rechtlich als Embryo gelten muss. Im Gegensatz dazu ist es z.B. in Frankreich so, dass an einer Eizelle bis zu 2 Wochen nach ihrer Befruchtung noch geforscht werden darf, also bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie sich in der Gebärmutter einnisten würde.
Ich bin froh über dieses Urteil, denn wie sollte es Menschen möglich sein, in aller Klarheit zu bestimmen, ab welchem Zeitpunkt menschliches Leben beginnt?? Mir ist die Vorstellung unheimlich, dass bei künstlichen Befruchtungen mehrere Embryonen entstehen, von denen die Überzähligen eingefroren werden, um dann später zu Forschungszwecken wieder aufgetaut zu werden. Danach lässt man sie ein wenig heranwachsen und entnimmt ihnen dann die zur Forschung vorgesehenen Stammzellen. Dabei wird der Embryo zerstört, selbstverständlich zum Wohle der Menschheit. Meines erachtens verstoßen die künstliche Befruchtung und das anschließende Einfrieren bereits gegen die Würde menschlichen Lebens. Dass viele Menschen über eine solche Argumentation mit dem Kopf schütteln wundert mich nicht, denn, so sagen sie, was hat eine wild um sich teilende Zelle mit einem Menschen zu tun? Wo sind Arme, Beine, Gesicht, Stimme etc? Was nicht wie ein Mensch aussieht, bzw. sprechen kann, kann auch (noch) kein Mensch sein. Zu einem Baby hat man eine emotionale Bindung, aber zu einer befruchteten Eizelle? Weder das visuelle, noch das emotionale Argument überzeugen mich. Menschliches Leben ist prozesshaft, von der Befruchtung der Eizelle bis zum Tod des Menschen, daher ist jede Festlegung, ab wann es denn nun ein Mensch ist, willkürlich. Es gibt keine Zäsur ab der man sagen kann: Jetzt ist es ein Mensch, z.B. ab dem dritten Schwangerschaftsmonat, oder nach dem Sechsten, oder vielleicht nach der Geburt, oder nach Vollendung des 18. Lebensjahres. Medizinisch ist es nicht möglich einen solchen Zeitpunkt festzulegen, und hier nach emotionalen Gesichtspunkten zu entscheiden ist schlicht inakzeptabel.
Die Grundlagenforschung an e.S. ist auch weiterhin erlaubt, aber ich hoffe, dass durch dieses Urteil die Forschung an pluripotenten  Stammzellen einen neuen Schub erhält, denn das solche Zellen ein hohes Potential für künftige Therapien zur Bekämpfung von Krankheiten haben ist unbestritten, aber die ethischen Bedenken sind hier weitaus geringer.
Hier ein interessantes Interview mit Robert Spaemann, das gut zum Thema passt.

Samstag, 15. Oktober 2011

Ein kleiner Umweg

Gestern Abend bin ich auf dem Weg zu einer Feier durch die Innenstadt gegangen, und konnte schon von weiten  Glockenläuten hören. Spontan bog ich ab und machte einen "Umweg" zu der großen alten Kirche, die sich auf dem zentralen Platz der Altstadt befindet, und lauschte beim Näherkommen dem immer lauter werdenden Klang der Glocken. Es gab früher Momente in meinem Leben wo ich das als Lärm empfunden hätte, aber diesmal war es anders. Ich war lange nicht mehr in der Innenstadt und plötzlich empfand ich Freude, und das Glockenläuten war mir wie Musik in meinen Ohren. Ich blickte zum Glockenturm der Kirche hinauf und betrachtete dann die Menschen die um mich herum waren und ihren Angelegenheiten nachgingen. Sie schienen sich ebenfalls nicht daran zu stören, ja sie wirkten fast so als würden sie die Glocken gar nicht wahrnehmen, wie ein Hintergrundgeräusch, dass man nicht weiter beachtet. So könnte es auch mit mir sein, aber ich bin schon lange kein Mensch mehr der einfach an einer Kirche vorbeigeht, v.a. wenn es eine ist, die ich noch nicht kenne. Fast immer nehme ich die Kirche in Augenschein und versuche sie zu betreten, obwohl man heutzutage nur allzu oft vor verschlossenen Türen steht...
Zurück zum gestrigen Abend, ich stand vor der Kirche und beim Klang der Glocken wurde mir klar, dass er für mich Ausdruck eines uralten Erbes ist, dass einmal die kulturschaffende Größe dieses Kontinents war, und dass das Christentum mit seiner Überlieferung jener tiefe Grund sein soll, in den ich meine Wurzeln versenken möchte um die nötige "geistliche Nahrung" zu empfangen die nötig ist, um in diesem Leben zu Gott hin wachsen zu können. Ich empfand plötzlich Dankbarkeit für jene Menschen, die ihr Leben in den Dienst Gottes stellen, und für die Bewahrung des christlichen Erbes eintreten.
Gerade heute sicher keine einfache Aufgabe mehr!
Ich musste weiter und merkte, wie das Läuten langsam weniger wurde,  ich fühlte mich gestärkt und war froh, den kleinen "Umweg" gemacht zu haben.

Dienstag, 11. Oktober 2011

Glaube und Zweifel

Natürlich gibt es bei mir Zeiten des Zweifels, also Stunden oder manchmal sogar Tage in denen ich die Existenz Gottes infrage stelle. Aber ich muss den Gedanken daran, dass Gott nicht existiert nur konsequent genug zu Ende denken, und schon kippt es wieder wie von selbst... Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass der Glaube an eine uns übersteigende  - und somit transzendente Macht - für viele Menschen eine Zumutung darstellt. Eine Zumutung für unser Autonomiebestreben, eine Zumutung für unser Bedürfnis nach Selbstverwirklichung und wohl auch eine Zumutung für den Verstand. Bei mir ist es aber umgekehrt, ich bin überzeugt davon, dass nichts eine größere Zumutung für unsere Vernunft darstellt als die Vorstellung einer Welt die aus dem Nichts entstanden ist und die sich durch blinden Zufall und Notwendigkeit entwickelt hat. Was ist an einer solchen Vorstellung vernünftiger als die Annahme eines sinnvollen Urgrundes der alles ins Sein gerufen hat? Mittels der Wissenschaft lässt sich der metaphysische Graben nicht überbrücken, dies kann nur im Glauben geschehen. Der Glaube bedeutet keine Absage an die Vernunft, sondern bezieht diese ausdrücklich mit ein, allerdings mit der Einschränkung, dass der entscheidende Akt des Glaubens das Vertrauen ist, und somit der Sprung in Gottes Hand. An Gott zu glauben bedeutet an die Einheit von Sein und Sinn zu glauben, daran dass Gott nicht unsere, sondern das wir Seine Idee sind. Es bedeutet an die Wahrheitfähigkeit des Menschen zu glauben. Eine Absage an Gott wäre in der Konsequenz ein Leben im Absurden, es würde bedeuten, dass unsere Vorstellungen von Sinn und Vernunft im luftleeren Raum schweben würden ohne Anhalt in irgendetwas, denn wenn das Universum sinnlos ist, was ist dann Sinn? Wenn die Welt das Produkt eines blinden Zufalls ist, was bedeutet dann Vernunft? Vielleicht ist es eine Art heroischer Nihilismus, der trotz solchen Fragen weiter an die Absurdität des  Lebens glaubt, aber meint es eben aushalten zu müssen. Immerhin eine irgendwie respektable Haltung, aber leider auch pure Resignation.
In irgendeiner Internetseite las ich kürzlich etwas von einem rumänischen Nihilisten der gesagt haben soll, dass er in seinem Leben nur wenige Menschen getroffen hat die wirklich glauben, und wenige die wirklich nicht glauben. Die meisten, so soll er gesagt haben, treiben in dem grauen nebligen Meer zwischen beiden Küsten, mal näher der einen, mal der anderen Seite. Das deckt sich auch mit meinen Erfahrungen. Auf diesem Meer können wir einander im Zweifel oder im Glauben begegnen.
Papst Benedikt XVI hat einmal folgendendes zum Thema Glauben und Zweifel geschrieben:

" Es ist die Grundgestalt menschlichen Geschicks, nur in dieser unbeendbaren Rivalität von Zweifel und Glaube, von Anfechtung und Gewissheit die Endgültigkeit seines Daseins finden zu dürfen. Vielleicht könnte so gerade der Zweifel, der den einen wie den andern vor der Verschließung im bloß Eigenen bewahrt, zum Ort der Kommunikation werden". ( Einführung in das Christentum, München 1968,23 f )

Sonntag, 9. Oktober 2011

Aus meiner Gemeinde

Wie tief ist der Riss der durch die katholische Kirche in Deutschland geht? Ein Beispiel:  Der Pfarrer in meiner Gemeinde hat vor drei Monaten einen Versuch gestartet, jeden Monat eine Messe in lateinischer Sprache zu feiern und sah sich dadurch heftigen Anfeindungen ausgesetzt. Warum? Weil offenbar viele Katholiken meiner Gemeinde darin einen Schritt sahen, die Kirche wieder ins Mittelalter zurückzuführen. Es geht hierbei nicht um die alte Messe im "usus antiquior" des römischen Ritus, sondern um eine Messe in der Art und Weise, wie sie der Papst im Olympiastadion in Berlin gefeiert hat. Offenbar ist das Lateinische als Messsprache für viele Katholiken Inbegriff des Bösen schlechthin. Die Messe in der Landessprache zu feiern wird als fortschrittliche Errungenschaft gefeiert, hinter die man auf keinen Fall wieder zurückgehen darf. Das ist umso seltsamer, als das die Abschaffung der lateinischen Sprache in der Messe überhaupt nie vorgesehen war. Nach dem zweiten vatikanischen Konzil wurden hier jedoch Tatsachen geschaffen, die weit über die Intentionen der Konzilsväter hinausgingen. Nun bin ich sicher kein Gegner einer Messe in der Landessprache, aber die völlige Abschaffung des Lateinischen in der hl. Messe ist aus meiner Sicht ein Fehler. Es würde der Kirche guttun, wenn sie sich wieder an den Reichtum der liturgischen Tradition erinnern würde, wozu eben auch jene Sprache gehört, die jahrtausendelang in der Messe selbstverständlich war. Das Argument, dass kein Mensch Latein versteht überzeugt mich nicht, denn es gibt sehr gute Übersetzungen und es schadet nicht, wenn man sich auf diese Weise neu mit den liturgischen Texten auseinandersetzt. Vielleicht entdeckt man so aufs Neue ihren Reichtum. Latein ist eine tote Sprache und somit keinem Sprachwandel mehr unterworfen, daher eignet sie sich sehr gut für das Aussprechen von unveränderlichen Wahrheiten und hebt sich in wohltuender Weise von der Alltagssprache ab. Dem Lateinischen ist ein gewisser Vefremdungseffekt zueigen, der deutlich macht, dass hier etwas stattfindet, dass aus der Sphäre des Profanen enthoben ist. Mir ist das sehr wichtig!
Gäbe es auch Messen auf Latein in den katholischen Ortskirchen, wäre das auch ein schönes Zeichen der Einheit der Universalkirche. Nein - es ist kein Fortschritt wenn man die lateinische Sprache ganz außen vor lässt, es scheint mir eher ein Mangel an liturgischem Verständnis zu sein. Hier handelt es sich um einen Bruch mit einer Tradition der eigentlich noch viel tiefer geht.
Seit drei Monaten findet jeden Monat einmal eine Messe auf Latein statt, die von 20 - 30 Menschen regelmäßig besucht wird. Für diesen Monat ist auch eine geplant, aber dies wurde im Mitteilungsblatt meiner Gemeinde nicht erwähnt. Zufall...?

Freitag, 7. Oktober 2011

Der Konvertit

Noch heute bin ich dem Pfarrer der Christengemeinschaft in meiner Stadt dankbar dafür, dass er es vermochte, mir den gekreuzigten Christus - und damit den christlichen Glauben - näherzubringen. Er schaffte es, meine Skepsis und meinen Argwohn gegen alles Christliche zu mildern und so den Weg zu weisen, der mich langsam in den Glauben hineinführen würde. Keine geringe Leistung! Für mich als spirituellen Sinnsucher war die Christengemeinschaft das wohl denkbar "niedrigschwelligste Angebot" das ich mir vorstellen konnte. Sie verband herkömmliches Christentum mit esoterischen Elementen aus der Anthroposophie. Eine offizielle Lehre, oder gar Dogmen wie bei den Katholiken gab es hier nicht. Die Christengemeinschaft wurde in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts mit Hilfe von Rudolf Steiner aus der Taufe gehoben. Es ist nicht übertrieben wenn man sagt, dass der christliche Glaube hier im Lichte der Anthroposphie gedeutet wird. Daher stehen Vorstellungen wie von der Präexistenz der Seele, und der Reinkarnation für die Christengemeinschaft in keinem Gegensatz zum christlichen Glauben, nur das die Großkirchen das in ihrer Sicht aus Bewusstseinsgründen (noch) nicht erkannt haben. Mir gefiel das außerordentlich gut, hinzu kam der ausgeprägte Sinn für die Liturgie und die spirituelle Nestwärme, die gerade die kleineren Gemeinden noch haben. Ich begann mich mit der Esoterik Rudolf Steiners zu beschäftigen, und empfand sie schon bald als Zumutung für den Verstand. Zum Beispiel die bizarre Lehre von den zwei Jesusknaben, mit der Rudolf Steiner die unterschiedlichen Stammbäume im Matthäus und Lukasevangelium erklärt. Auch die erkenntnistheoretischen Grundlagen der Anthroposophie waren mir nicht geheuer, zumal man Herrn Steiners Ideen für mein Empfinden ausgesprochen kritiklos gegenüberstand. Meine anfängliche Begeisterung begann sich allmählich abzukühlen.
Ich begann mich mit "Aussteigerliteratur" zu beschäftigen, also Erfahrungsberichte von Menschen, die der anthroposophischen Gesellschaft und/oder der Christengemeinschaft den Rücken gekehrt haben und sich der katholischen Kirche zuwandten. Besonders ein Buch war für mich wegweisend: "Anthroposophie und Kirche - Erfahrungen eines Grenzgängers" von Professor Martin Kriele. Ebenfalls hilfreich war ein anderer Autor, der der katholischen Kirche sehr nahestand, und deshalb von manchen Anthroposophen angefeindet wurde -  Valentin Tomberg.
Beide fanden in der katholischen Kirche eine spirituelle Heimat, was mich sehr beeindruckt hat, denn Valentin Tomberg blieb Zeit seines Lebens der Anthroposophie verbunden. Wie, so fragte ich mich, ist es möglich, dass ein Anthroposoph in der Kirche heimisch wird ohne sich eingeengt zu fühlen? Das Gegenteil war ja der Fall, Tomberg hat sämtliche Dogmen der Universalkirche anerkannt. Das passte nicht zu meiner Vorstellung von einer hartherzigen Kirche die ihre Mitglieder bevormundet und nichts neben sich gelten lässt.
Ich fing an mich mit katholischer Literatur zu befassen, tauchte ein in die tiefgründige katholische Geisteswelt und allmählich begann sich mein Herz aufzuschließen und immer empfänglicher zu werden.
So kam es dann, dass ich zwei Jahre nach meiner Begegnung mit der Christengemeinschaft den endgültigen Wechsel vollzog und zur katholischen Kirche konvertierte, denn vorher war ich evangelisch-lutherisch ohne mich dort jemals heimisch gefühlt zu haben.

Herzlich Willkommen

Herzlich Willkommen !!
Mir geht es in diesem Blog darum, als Katholik zu Fragen des Glaubens, der Ökumene und zu aktuellen Themen rund um die Universalkirche Stellung zu beziehen.
Ich hoffe, dass dieser Blog Euer Interesse wecken wird und freue mich auf Kommentare und Rückmeldungen.